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Erstmals im Heimkino: EMANUELA 77 mit Sylvia Kristel im Mediabook

Der gelernte Maler und Grafiker Walerian Borowczyk machte sich in den 1970er Jahren einen Namen als Filmemacher, der nackte Weiblichkeit und (pervertierte) Sexualität betörend in oftmals historischem Setting in Szene zu setzen vermochte. Skandale blieben wie bei „La Bête – Die Bestie“ (1975) nicht aus, als er die Ejakulation einer haarigen Kreatur auf eine entblößte französischen Adlige zeigte – weswegen der Film in Deutschland lange Zeit auf dem Index stand. An EMANUELA 77 ist indes nur ein Faktum tatsächlich skandalös: Wie schamlos hierzulande zum Kinostart versucht wurde, den Film wegen der Präsenz von Sylvia Kristel an die ungleich kommerziellere „Emmanuelle“-Softsex-Reihe anzudocken. Denn das spröde Erotikdrama hat rein gar nichts damit zu tun.

Sigismond (Joe Dallesandro) lebt zusammen mit Frau Sergine und dem gemeinsamen Sohn in einem Haus in der Provinz. Als er für einem nicht näher definierten Auftrag nach Paris fahren muss, sucht er auf den hastig via Voice-Over eingehauchten Tipp seines Onkels hin die Nähe zur Prostituierten Diana (Sylvia Kristel), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Das beruht eigentlich auf Gegenseitigkeit, doch kann Diana wegen eines brutalen Zuhälters ihre professionelle Fassade nicht aufgeben. Plötzlich erreicht Sigismond ein Brief mit markerschütternden Nachrichten…

Plaion Pictures ist mit der Veröffentlichung von EMANUELA 77 ein Coup gelungen: Das Erotikdrama liegt erstmals überhaupt im Home Entertainment vor, selbst eine deutschsprachige VHS-Auswertung gab es bisher nicht. Und bei der Mediabook-Veröffentlichung werden Borowczyk-Fans ob der zahlreichen Extras mit der Zunge schnalzen. Als Bonus sind etwa Borowczyks 40-minütige, belebte Großstadtalltag-Dokumentation „Briefe aus Paris“ (1975) und mit „Diana aus Amsterdam“ ein 5-minütiger Werbefilm zu EMANUELA 77 enthalten, gesprochen von Sylvia Kristel.



In einem 63-minütigen Portrait vom British Film Institute mit dem Titel „Obscure Pleasures“ klärt Borowczyk in einer Werkschau über die Unterschiede zwischen Alchemismus und Animationskunst auf, entgegnet auch kritischen Fragen gelassen, ob er etwa selbst Perverser oder Kunde von Prostituierten sei. Von einem Kino der schönen Bilder will er nichts wissen: Vor allem gehe es für den gebürtigen Polen um die Montage und die Entfaltung der Handlung in der Zeit – woran sein nie wirklich berührendes Erotikdrama hier allerdings scheitert. Die immerselben Großaufnahmen entblößter weiblicher Körper (vor allem von den Oberschenkeln bis zum Bauchnabel) geraten alsbald ermüdend, innere Monologe um die eigene lüsternen Gefühle beim unbeholfen anmutenden Geschmuse sind fast schon unfreiwillig komisch, der dünne Plot schleppt sich zäh dahin. Während der grimmig-dröge Joe Dallessandro den spröden Charme eines zwielichtigen Mafiaschergen aufweist, spielt Sylvia Kristel eine weiteres Mal nach den "Emmanuelle"-Teilen ihre Paraderolle als verführerische Liebende – auch wenn sie ihre Zigarettenkippen bisweilen an merkwürdigen Orten ausdrückt. Songs von Elton John, Pink Floyd oder Tangerine Dream beim jugendfreien Liebemachen sorgen zumindest für ungleich mehr Abwechslung. EMANUELA 77 ist ein sprödes, unterkühltes Erotikdrama, dem unnötig viel seiner Sinnlichkeit durch abturnende Gehampel-Sexszenen abhanden kommt. 

Insgesamt sind drei verschiedene Fassungen von EMANUELA 77 auf den Scheiben enthalten: In der 86-minütigen Produzentenfassung fehlt im Vergleich zur 20 Sekunden längeren deutschen Kinofassung jene Szene, wo Diana von ihrem Zuhälter erst geschlagen wird, der dann mit ihr schläft („Wir sind hier nicht Bangkok, sondern in Paris!“, so dazu ein Teil der irreführenden, auf „Emmanuelle 2 – Garten der Liebe“ anspielenden deutschen Synchro). Auch Borowczyks 91-minütige Originalversion (Director’s Cut) ist enthalten. Einziger Wehmutstropfen: Die alternativen Szenen der britischen Fassung in VHS-Qualität sind unkommentiert aneinander gereiht – und auch sonst fehlt jegliche Einordnung zur Entstehung des Films oder warum wie die Schere angesetzt wurde. (Möglicherweise ist dazu etwas im Booklet zu finden – und lagen zur Rezension allerdings nur die Discs ohne Verpackung vor.)

LUTZ  GRANERT

Titel: EMANUELA 77 – Mediabook
Label: Plaion Pictures
Land/Jahr: Frankreich 1976
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 91 / ca. 86 Min.
Verkaufsstart: 29. Februar

Walerian Borowczyk, Sylvia Kristel, Emanuela 77, Emmanuelle, plaion pictures, mediabook

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Voll mit Extras: HENRY: PORTRAIT OF A SERIAL KILLER auf Bluray

John McNaughton hatte gerade die dokumentarische Reihe „Dealers in Death“ über US-Gangster abgedreht, wofür Ray Atherton das Public-Domain-Archivmaterial besorgte. Da sprach er mit dem Produzenten Waleed B. Ali über ein neues Filmprojekt: Dieser sagte ihm ein Budget von 100.000 US-Dollar zu – für einen Horrorfilm. Etwas nervös lief er durch die Gänge der Produktionsfirma MPI (damals Maljack) und landete schließlich in einem Büro, wo ihn ein nerdiger Angestellter auf die TV-Show „20/20“ mit einer Folge über den Serienkiller Henry Lee Lucas aufmerksam machte. Der ging wegen 600 Mordgeständnissen als „The Confession Killer“ in die us-amerikanische Justizgeschichte ein – und McNaughton hatte das Thema seines Films, wie er im 52-minütigen Making Of dieser hervorragend ausgestatteten Bluray-Premiere von HENRY: PORTAIT OF A SERIAL KILLER berichtet. Und der beleibte Atherton bekam eine kleine Rolle als Fernsehverkäufer – dessen Nervosität am Set nur mit Alkohol gebändigt werden konnte, wie McNaughton im Audiokommentar verrät. 

McNaughton hielt sich dabei nicht an die Wahrheit der Ermittlungsakten, sondern erzählt eine Woche aus dem Leben des Serienkillers – aus dessen Sicht. Zusammen mit dem ehemaligen Zellennachbarn Otis (Tom Towles) wohnt Muttermörder Henry (Michael Rooker, der während des Drehs weitgehend seine damalige Arbeitskleidung als Hausmeister trug) in einer kleinen schäbigen Wohnung. Als Otis’ Schwester Becky (Tracy Arnold) zu Besuch kommt, die schnell mit dem höflich-distanzierten Henry anzubändeln versucht, stellt das den Alltag der Männer-WG auf den Kopf – und sorgt dafür, dass auch Otis seinen Killerinstinkt entdeckt.  

HENRY: PORTAIT OF A SERIAL KILLER sorgte mit seinen verstörenden visuellen Tableaus übel zugerichteter Frauenleichen nebst verzerrten Audios der Todeskämpfe und den – Handkamera und Chicagoer Originalschauplätze sei Dank – ungeschönt-authentischen Einblick in den Alltag eines Mörders nach seiner Veröffentlichung für einen Skandal. In Deutschland stand der Kultstreifen lange Zeit auf dem Index. Auch wenn das Bild sehr körnig ist, ist die hier vorliegende 4K-Restauration gelungen. Turbine hat die Bluray randvoll mit Extras (allesamt optional deutsch untertitelt) gepackt. Insbesondere die entfernten Szenen sind interessant, denn McNaughton konnte zunächst nicht glauben, dass bei der ursprünglichen Laufzeit von 150 Minuten etwas unter den Schneidetisch fallen könnte. So musste etwa nach Otis’ erstem eigenen Mord eine unbeholfene schwule Liebesszene weichen, welche das Verhältnis der beiden Mitbewohner in ein völlig anderes Licht gerückt hätte – wie McNaughton via Voice Over kommentiert. Auch zwei halbstündige Interviews mit ihm (geführt im Abstand von 18 Jahren) sind auf der Scheibe zu finden. Ein Klassiker, der die Wiederentdeckung lohnt!

LUTZ GRANERT

Titel: HENRY: PORTAIT OF A SERIAL KILLER (Single Bluray)
Label: Turbine
Land/Jahr: USA 1986
FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 82 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht  

Indizierung, John McNaughton, Henry, Michael rooker, klassiker

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Gard Løkke im Interview

Ab dem 22. Februar ist der norwegische Horror-Thriller GOOD BOY in den deutschen Kinos zu sehen. Was Hauptdarsteller Gard Løkke am Drehbuch begeistert hat, welche Erfahrungen er zuvor mit Petplay gemacht hat und wie die Zusammenarbeit mit Regisseur Viljar Bøe war, erzählt er uns im Interview.

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Viljar Bøe im Interview

Ab dem 22. Februar wird der norwegische Horrorthriller GOOD BOY in den deutschen Kinos zu sehen sein. Wie Regisseur Viljar Bøe auf die Idee zum Film kam, was Lars von Trier damit zu tun hat und welche Projekte er in Zukunft plant, erzählt er uns im Interview.

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