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Blutsauger reloaded

Mit NOSFERATU – DER UNTOTE hat Robert Eggers eine technisch und optisch beeindruckende, aber auch reichlich unnötige Neuinterpretation des klassischen Filmstoffes vorgelegt – ab sofort auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Durch einfallsreiche Spielereien mit Licht und Schatten und eine beeindruckende Maske des Grafen Orlok gilt „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau als einer der größten und einflussreichsten Klassiker des Weimarer Kinos, welche das Genre des Horrorfilms der kommenden Jahrzehnte deutlich prägen sollte. So sehr, dass US-Filmemacher Robert Eggers („Der Leuchtturm“) in der High School eine Theateradaption des klassischen Stoffes inszenierte, bei der für ihn die Entscheidung für den Beruf des Regisseurs fiel. NOSFERATU – DER UNTOTE war daher sein lang geplantes Herzensprojekt, was dann auch erklärt, mit wieviel Inbrunst und Liebe zum Detail er sich diesem sichtlich aufwändigen Projekt hingab, das reichlich überladen daherkommt.

Immobilienmakler Thomas Hutter (Nicolas Hoult) reist entgegen des Wunschs seiner frisch gebackenen Ehefrau Ellen (Lily-Rose Depp) ins ferne Transsylvanien, wo der gruselige Graf Orlok (schaurig-schönes Make-Up: Bill Skarsgård) den Kaufvertrag für sein verfallenes Haus im deutschen Wisborg unterschreiben soll, in dem er sich zur Ruhe setzen will. Gesagt, getan: Der blutsaugende Adlige reist an Bord eines Schiffs nach Wiborg – und die zunehmend psychotische Ellen wird immer mehr in seinen Bann gezogen, so dass vom behandelnden Arzt der dem Okkultismus zugewandte Prof. Albin Eberhart von Franz (schräg und witzig: Willem Dafoe) hinzugezogen wird, der bald Maßnahmen gegen den Vampir ergreift, der die Bevölkerung von Wisborg zunehmend dahinrafft... 



Robert Eggers drehte an historischen Schauplätzen in Tschechien und Rumänien und erweckt Wisborg in einer historischen Studiokulisse zum Leben. Er setzte auf eine analoge Kameratechnik (drehte auf 35 mm) mit atmosphärischen und sorgsam komponierten düsteren Bildern, mit viel Liebe zum Detail auf zeitgenössische Kostüme und zahlreiche Schatteneffekte, womit er sich vor dem großen Film-Klassiker verbeugt. Nur kommt NOSFERATU – DER UNTOTE einfach nicht so richtig in Gang. Regelrecht schwerfällig und ermüdend zieht sich – gerade im nochmal vier Minuten längeren Extended Cut – die Überfahrt des Grafen und sein anschließendes Wirken in Wisborg, wobei der Erzählfluss gerade durch den Nebenplot ums Schicksal von Hutters bestem Freund Friedrich und dessen Familie immer wieder ausgebremst wird. 

Dabei finden sich auch einige aufgesetzte Elemente – etwa unnötige Stilisierungen durch CGI-Einsatz oder wenn sich Ellens Krampfanfälle ans japanische Tanztheater Butoh anlehnen, wofür extra eine Choreographin engagiert wurde. Diese Info findet sich im Bonusmaterial, in welchem unter „Nosferatu: Ein modernes Meisterwerk“ sechs Featurettes zu Make-Up, Ausstattung, visuellen Effekten und Look des Films zusammengefasst sind (Länge insgesamt: ca. 40 Minuten). 

LUTZ GRANERT

Titel: NOSFERATU – DER UNTOTE
Label: Universal
Land/Jahr: USA 2024
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 132 Min. (Extended Version: ca. 136 Min.)
Verkaufsstart: veröffentlicht

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