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Mondo Cane: Die etwas andere Liebe zum Hund

Ab dem 22. Februar ist der norwegische Horrorthriller GOOD BOY in den deutschen Kinos zu sehen. Warum der Film wirklich sehenswert ist, erfahrt ihr hier.

Das überrascht: 76 Minuten Laufzeit. Wer eher in den 1980er oder 1990er Jahren sozialisiert wurde, wird sich nicht immer über die Zumutung freuen, Filme von 150 Minuten und mehr im Kinosessel anschauen zu müssen. Das drückt oft genug aufs Sitzfleisch. Man sehnt sich förmlich nach den guten alten 90-Minütern. Womit wir beim Thema wären.

Der gutaussehende, gutbetuchte und luxuriös lebende Christian tindert ganz gern. Kocht für sich.  Füttert seinen Hund. Datet Sigrid. Die Psychologiestudentin kommt erstmal zu spät, aber entschuldigt sich. Kein Problem. Er erzählt von seinem Hund Frank. Sie gehen zu ihm, in seine hochherrschaftliche Villa. Und dann das: Frank ist kein Tier, sondern ein Mann im Hundekostüm, der sich wie ein treuer Vierbeiner verhält. Schnuppert. Bellt. Geht Gassi. Verstört sucht Sigrid das Weite. Ihre Mitbewohnerin präsentiert ihr ein Video eines Fetisches, das auf einem extremen Machtgefälle basiert. Und die Information, dass Christian ein bekannter Multimillionär ist. Was ist also schon ein kleiner Hunde-Makel, wenn man ein sorgenfreies, gut abgesichertes Leben führen kann? Vor allem leben wir in einer liberalen und offenen Gesellschaft, in der man unterschiedliche Lebensformen pflegen kann. Warum als es nicht mal austesten?

Mehr zu GOOD BOY? Hier findet Ihr ein Interview mit Hauptdarsteller Gard Løkke

Sigrid gibt dem Leben zu dritt, bei der auch mal über das Sexleben von Frank philosophiert wird, eine Chance. Frank kraulen, füttern, spazieren gehen, spielen. Das macht schon Spaß. Was ist schon dabei? Tja, aber ist das wirklich nur ein Fetisch? Menschenliebe? Und ist Frank das, was er vorgibt zu sein?

Ein interessanter Film. Ein wirklich interessanter Film kommt in die Programmkinos dieser Nation. Im norwegischen Original mit Untertitel startet er am Donnerstag. Und stellt uns Zuschauern die Frage, wie offen eine Gesellschaft sein kann. Der Regisseur, der quasi im Alleingang mit kaum mehr als vier Schauspielern GOOD BOY verfilmte, hat ganze Arbeit geleistet. Es ist eine in wunderschönen Bilder gegossene Sozialstudie, die Elemente des Thrillers und Horrors nutzt, und daraus seine Spannung saugt. Und langsam, aber sicher die wohlfeil aufgebaute Sicherheit des Settings niederreißt. Erreicht der Film den einen Kipppunkt, der zunächst Unsicherheit auslöst, weil er traumartig daherkommt, aber Puzzlestück an Puzzlestück aneinanderreiht, um ein Bild zu erzeugen, dass einen nicht mehr so schnell loslässt.

Mehr zu GOOD BOY? Hier findet Ihr ein Interview mit Regisseur Viljar Bøe

Einige Szenen werden dem Zuschauer sicher nicht so schnell aus dem Kopf gehen. Besonders interessant ist auch die sozialphilosophische Ebene. Sie regt zum Nachdenken an, zum Analysieren, zum nochmaligen Anschauen. Das eignet sich einerseits für Filmseminare an der Uni, aber viel mehr für entdeckungsfreudige Cineasten oder auch für ein besonderes Date zu zweit. Denn es ist auch ein Film über die Liebe. Also ab ins Kino, ein kleines Meisterwerk wartet auf euch.

Marcus Cislak

GOOD BOY
Regie: Viljar Bøe
Verleih: 24 Bilder
Land/Herstellungsjahr: Norwegen 2022
Laufzeit: 76 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 22. Februar 2024
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