Haudrauf- und Mädchenprobleme im Wechsel. Die Busch Media Group bringt den japanischen Slapstick-Action-Mix BABY ASSASSINS 1 & 2 als limitiertes Mediabook auf den Markt.
Zuweilen ist es sehr amüsant, sich durch die frühere Filmografie von etablierten Hollywood-Stars zu schauen. Denn hier gibt es nicht nur peinliche erste schauspielerische Gehversuche, sondern auch großes Kino zu entdecken. Die spanische Produktion JAMÓN JAMÓN – LUST AUF FLEISCH von Bigas Luna („Im Augenblick der Angst“) ist dafür ein Beispiel: Für Penélope Cruz („Parallele Mütter“) und Javier Bardem (aktuell mit „Dune: Part Two“ im Kino) waren es die ersten Hauptrollen in einem Kinofilm. Ob sie bereits bei ihren zahlreichen Liebesszenen aneinander Gefallen fanden? Jedenfalls sollten sie sich 2010 das Ja-Wort geben, aus der Ehe gingen zwei gemeinsame Kinder hervor.
Silvia (Cruz) lebt zusammen mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter Carmen, die ein Bordell betreibt, in einem kleinen Haus neben einer dicht befahrenen Landstraße. Als die junge Frau bemerkt, dass sie schwanger ist, drängt sie ihren windigen Freund José Luis (Armando del Río) zur Heirat – der heimlich jedoch auch mit Carmen schläft. José Luis’ Mutter Conchita (Stefania Sandrelli), eine Unterwäsche-Fabrikantin, hält so gar nichts von der unstandesgemäßen Verbindung und heuert das in sie vernarrte Unterwäsche-Model Raúl (Bardem) an, um Silvia zu verführen...
Das zunächst noch übersichtliche Beziehungskarussell dreht in JAMÓN JAMÓN – LUST AUF FLEISCH immer wilder: Niemand ist hier treu, Monogamie scheint unter der heißen spanischen Sonne und – darauf schwört Raúl – nach anregendem Knabbern von Knoblauchzehen keine Option zu sein. Zugegeben: Besonders verführerisch hört sich das nicht an. Doch dafür strotzt der mit vielen roten – heißt: durch geschickte Farbdramaturgie Liebe und Leidenschaft versprühenden – Elementen aufwartende Film nur so vor roher, archaischer Erotik. Bardem spielt einen Motorrad fahrenden Proll mit wortwörtlich dicker Hose, der nachts komplett nackt Stierkampf übt – Cruz mit zuweilen entblößten Brüsten ein ebenso sinnliches wie temperamentvolles Biest im dünnen roten Sommerkleid. Subtiler Umgang mit Geschlechterrollen? Findet zwischen aufdringlichem Macho und insgeheim williger Frau, die eigentlich nur verführt werden will, nicht statt – und würde heute für Diskussionen sorgen. Der deutsche Untertitel „Lust auf Fleisch“ ist dabei doppeldeutig zu verstehen: Am Ende duellieren sich zwei liebeshungrige Männer bewaffnet mit einer Schinkenkeule bis zum Tod um Silvia.
donau film veröffentlicht das satirische Erotikdrama erstmals auf Bluray. Die Limited Edition kommt im Pappschuber daher. Da der auf dem Backcover angekündigte Trailer nicht enthalten ist, weist sie nur ein Extra auf: Im 16-seitigen Booklet erfahren Interessierte neben den Karrieren der Beteiligten auch etwas über Schinken, der (bei hoher Qualität) auch als Statussymbol der Oberschicht fungieren kann – im Film also eine filmische Metapher.
LUTZ GRANERT
Titel: JAMÓN JAMÓN – LUST AUF FLEISCH (Limited Edition) Label: donau film Land/Jahr: Spanien 1992 FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 94 Min. Verkaufsstart: 21. März
Miteinander verwobene Episoden, schräge Charaktere, pointierte Dialoge sowie blutiger schwarzer Humor: Das waren die Ingredienzien aus denen die beiden ehemaligen Videotheken-Kollegen Quentin Tarantino und Roger Avary zusammen ihr oscarprämiertes Skript zu „Pulp Fiction“ (1994) strickten. Entscheidenden Anteil am Erfolg der lakonischen Gangster-Groteske hatte damals auch das spielfreudige Ensemble, darunter Samuel L. Jackson als gläubiger Auftragskiller und Uma Thurman als tanzwütig-koksende Gangsterbraut – obwohl beide keine Szene zusammen bestritten. In der Thrillerkomödie „The Kill Room“ verbringen die beiden Hollywood-Stars nun reichlich gemeinsame Leinwandzeit, kommen aber in der Thrillerkomödie nicht gegen einen reichlich hanebüchenen Plot und laue Pointen an.
Die Geschäfte der New Yorker Kunsthändlerin Patrice (Uma Thurman) laufen schlecht, Konkurrenten wie die anbiedernde Anika (Dree Hemingway) haben ihr bei Sammlern längst den Rang abgelaufen. Ein dubioses Angebot des zwielichtigen jüdischen Bäckers Gordon (Samuel L. Jackson) kommt dabei wie gerufen: Um schmutziges Mafiageld zu waschen, soll Patrice ihm für einen Obolus schnell gemalte Gemälde eines unbekannten Künstlers namens „The Bagman“ abkaufen. Die erfreuen sich in der Kunstszene jedoch ungeahnter Beliebtheit, so dass der dafür verantwortlich zeichnende Mafiakiller Reggie (Joe Manganiello) alsbald seine Anonymität aufgeben muss – was seinen Auftraggebern so gar nicht passt…
Von Tarantinos Kumpel Roger Avary lief mit „Lucky Day“ vor einem halben Jahr bereits eine grotesk-blutige Komödie in den deutschen Kinos, bei dem ein Profikiller den Werken einer ideenlosen Künstlerin mit Blut wortwörtlich einen frischen Anstrich verlieh. Ähnlich plakativ treibt Debüt-Autor Jonathan Jacobson seinen Spott auf den überhitzten Kunstmarkt auf die Spitze. So geht der „Bagman“ bald zur bildenden Kunst mit Plastiktüten – eigentlich sein Mordwerkzeug – über, bevor dann alles auf ein betont gewieftes Finale zusteuert. Der Schalter von einer leidlich witzigen Gaunerkomödie zum eleganten, aber gänzlich überraschungsfreien Coup mit tödlicher Life-Performance auf einer Kunstmesse wird von Regisseurin Nicol Paone („Friendsgiving“) reichlich unvermittelt umgelegt.
Doch auch an anderen Ecken wollen die verschiedenen Tonalitäten in dem unsinnigen Plot nicht so recht zusammenpassen. Dabei fällt nicht nur der Kontrast zwischen drastisch-brutalen Erstickungsmorden und albernem Herumgezicke auf einer Reiche-Leute-Vernissage der betuchten Gesellschaft ein paar Filmminuten später zu grell aus. Auch die Figuren wirken zu schrill überzeichnet: Uma Thurman („Kill Bill“) legt ihre verpeilte, stets aufgeputschte Galeristin als alberne Karikatur an, Samuel L. Jackson („Argylle“) wirkt wie ein redseliger Fremdkörper in seiner Bialy-Backstube – während eine bierernst um Professionalität bemühte Galerie-Praktikantin und ein mit überdimensioniertem Messer fuchtelnder Mafiaboss gleich absolute Witzfiguren bleiben. „The Kill Room“ bleibt trotz einiger gelungener Pointen eine alberne und auch haarsträubend konstruierte Gaunerkomödie, der es leider für eine gelungene Kunstmarkt-Satire deutlich an Biss fehlt.
LUTZ GRANERT
Titel: THE KILL ROOM Label: Universal Land/Jahr: USA 2023 FSK & Laufzeit: ab 12, ca. 97 Min. Kinostart: 21. März
In einer südafrikanischen Diamantenmine mitten in der Wüste wurde schon längere Zeit niemand mehr beim Klauen von Edelsteinen erwischt. Für den knallharten Sicherheitschef Webb (Telly Savalas) ein Grund mehr, genauer hinzusehen. Tatsächlich unterhält der Wachmann Mike Bradley (Peter Fonda) Kontakt zu einer Gaunertruppe rund um den virilen Anführer Lewis (Hugh O'Brian), die es auf die Klunker abgesehen haben. Zusammen versuchen sie trotz bis an die Zähne bewaffneter Sicherheitskräfte, den Tresor vor Ort auszuräumen…
Zugegeben: Durch Komplexität zeichnet sich der etwas dünn geratene Plot von DIE SÖLDNER nicht aus. Dass der mit fetzigen Disco-Soundtrack und ein paar Nacktszenen aufgewertete Streifen trotzdem kurzweilig ist, liegt an zahlreichen, zuweilen idiotischen Actionszenen in Namibias Wüste. Bei Jeep-Verfolungsjagden über Sanddünen, blutigen Schießereien und explodierenden Hubschraubern wird schnell klar, wie der ungleich martialische Originaltitel „Killer Force“ zustande kam. Auch die Besetzung kann sich sehen lassen: „Easy Rider“ Peter Fonda will man zwar den durchtriebenen Gauner nicht abkaufen und O.J. Simpson („Die nackte Kanone“) kommen nur wenige (dafür aber durchaus witzige) Szenen zu. Dafür spielt Christopher Lee („Dracula“) seinen kultivierten britischen Offizier mit gehässigen Onelinern und Vorliebe für Lyrikbände herrlich snobistisch und Gegenspieler Telly Savalas (bekannt aus der TV-Serie „Kojak“) gibt perfekt das ebenso herzlose wie coole Arschloch, das erst zum ebenso spannenden wie temporeichen Finale seine Sonnenbrille abnimmt.
Die vorliegende DVD weist als Bonus ein (explosiv-düsteres) alternatives Ende auf und präsentiert das kurzweilige Knallbonbon DIE SÖLDNER in einer hervorragenden Bildqualität (das Remastering ist deutlich sichtbar).
LUTZ GRANERT
Titel: DIE SÖLDNER – Remastered Edition Label: Pidax Land/Jahr: Irland/Schweiz/USA/GB 1975/76 FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 97 Min. Verkaufsstart: veröffentlicht