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Wenig Fleisch und nicht Fisch

Wer noch nie von einem Internet-Trend namens MUKBANG gehört hat, bekommt hier die Gelegenheit, das endlich filmisch ins Extreme abdriften zu sehen.

Foodfluencer sind Menschen, die Essen hypen. Zurecht darf man sich als Zusehender fragen, wie spannend es eigentlich sein kann, jemandem beim Essen zuzusehen. Diesem Fetisch hängt auch ein bekannter Politiker aus Süddeutschland an – und was soll man sagen? Der Mensch liebt sich offenbar sehr und merkt nicht, wie peinlich das ist.

Was das Ganze mit dem südkoreanischen Internet-Trend MUKBANG zu tun hat? Ganz einfach: Hier geht’s ums Fressen, Schmatzen und Schlürfen – von mehr oder weniger leckeren Mahlzeiten vor laufender Kamera, um Interaktion mit den Zuschauern und um ganz viel Liebe (oder Selbsthass?). Ein passendes Thema also für einen Genrefilm, der den Ekel zelebriert.

Denn in CANNIBAL MUKBANG ist die Linie vom Fetisch zum kannibalistischen Treiben erschreckend dünn. Aber der Reihe nach: Mark ist sehr schüchtern, arbeitet im Telefonkundendienst und ist vor allem einsam. Schon ein kurzer Einkauf kostet ihn Überwindung – doch im Supermarkt läuft ihm die rothaarige Ash über den Weg, um ihn kurz darauf buchstäblich über den Haufen zu fahren.

Er erwacht in ihrem Appartement, und die Romanze (inklusive kurioser Restaurantbesuche) nimmt ihren Lauf. Dass sie Mukbangerin ist, erfährt er früh – dass sie seltsame Gelüste hat, später. In Marks Träumen deutet sich bald an, dass Ash Hunger auf weniger gesellschaftlich anerkanntes Fleisch hat. Er findet das schockierend, scheint aber abhängig von ihr und blind vor Liebe zu sein. Das kann sicherlich nicht ewig gutgehen, oder?

Ein paar kleine, saftige Ekeleffekte sind nett, aber insgesamt plätschert die comichaft-verschrobene Romanze über die viel zu lange Laufzeit hinweg. Das Potenzial des Mukbang-Themas ist riesig, doch die Erwartungen werden leider kaum erfüllt. Schade drum.

Allerdings sollte man das nicht falsch verstehen: Der Film ist unterhaltsam und taugt durchaus für das eine oder andere Date. Wahrscheinlich auch für einen selbstverliebten Politiker mit schlechten Manieren.

MARCUS CISLAK

Titel: CANNIBAL MUKBANG
Land/Jahr: USA 2023
Label: Meteor Film
FSK & Laufzeit: ab 18, 102 Minuten
Verkaufsstart: 30. Oktober 2025
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