Vom Nischenformat zum Trash-Tempel
„Die schlechtesten Filme aller Zeiten" – und das mit voller Absicht. Was als ironisches TV-Experiment begann, hat sich längst zum popkulturellen Phänomen entwickelt. Kurz „SchleFaZ“ genannt, moderiert von Oliver Kalkofe und Peter Rütten, ist das Format eine Hommage an das filmische Scheitern – und zugleich ein Triumph der Unterhaltung.
Die Erstausstrahlung der ersten Folge war 2013 auf Tele 5 – doch schon 2012 entstand die Idee zu „SchleFaZ“. Bereits hier entwickelte Kalkofe gemeinsam mit Tele-5-Senderchef Kai Blasberg das Konzept zum heutigen Kult-Format.
Alles beginnt im Archiv der Tele München Gruppe, in dem bis heute zahllose B-Movies schlummern – darunter Werke des berüchtigten Studios The Asylum. Es ist bekannt dafür, große Blockbuster zu kopieren – oft mit ähnlichem Titel, Cover und Thema, aber mit einem Bruchteil des Budgets (z. B. „Transformers“ – „Transmorphers“). Auch das berüchtigte „Sharknado“ stammt von The Asylum – und wurde ironischerweise selbst zum Kult-Hit, mit mehreren Fortsetzungen.
| Übrigens, „SchleFaZ: Sharknado“ gibt es auch als Blu-ray: Lasst Haie regnen |
Was also tun mit einer Welle an wunderbaren B-Movies voller hölzerner Schauspielkunst und unterirdischer CGI? Genau – nicht verstecken, sondern zelebrieren wie ein Fest im Tempel: die Geburtsstunde von „SchleFaZ“.
Der Name selbst ist eine Anspielung auf den Kabel-Eins-Slogan „Die besten Filme aller Zeiten“ – und zugleich ein Seitenhieb auf den Ausdruck „GröFaZ“ (größter Feldherr aller Zeiten). Dieser wurde im Zweiten Weltkrieg von Wehrmachtsangehörigen und Generälen ironisch verwendet, um Adolf Hitlers selbstherrliche Selbstdarstellung zu kommentieren. Mit dieser Mischung aus Satire, Medienkritik und liebevoller Häme waren der Grundstein für „SchleFaZ“ gelegt.
Bis heute folgt jede Ausstrahlung einem festen Ritual. Die Moderatoren stimmen mit Hintergrundinfos und passenden Kostümen auf den Film ein – dazu gibt es einen thematisch abgestimmten Cocktail. Das dazugehörige Trinkspiel sorgt für kollektives Leiden mit Stil. Während der Ausstrahlung liefern Pop-ups skurrile Fakten zum Film – oder geben den Anreiz, im Rahmen des Spiels zu trinken. Fällt zum Beispiel in „Sharknado“ ein Hai vom Himmel – Prost!
Nach einer Werbepause gehen Kalkofe und Rütten auf die bizarrsten Szenen des Films ein – und geben so manchem Werk mehr Tiefgang, als es selbst je zustande gebracht hätte.
| Was sagen Oliver Kalkofe und Peter Rütten selbst dazu? Oliver Kalkofe und Peter Rütten im Interview – Teil 1 & Teil 2 |
Die umstrittenen Meisterwerke des Scheiterns
Im Laufe der Jahre hat „SchleFaZ“ eine beachtliche Sammlung filmischer Vergehen präsentiert. Einige Titel stechen besonders hervor – nicht nur wegen ihrer schlechten Qualität, sondern auch wegen fragwürdiger Inhalte oder absurder Prämissen.
In „Sharknado“ verwüstet ein Tornado voller Haie Los Angeles. Surfer Fin kämpft – lediglich mit einer Kettensäge bewaffnet – gegen das herrschende Chaos und die fliegenden Raubfische, um seine Familie zu retten. Der Film ist eine CGI-Katastrophe, und der Plot bringt selbst hartgesottene Meteorologen zum Weinen.
Ein anderer Vertreter des „SchleFaZ“ ist „Zombiber“. Hier landet ein Kanister mit Giftmüll in einem Biberdamm, woraufhin die knuddligen Tiere zu blutrünstigen Zombies werden. Und wehe, einer der Teenager in der Nähe wird gebissen – dann verwandeln sie sich selbst in bizarre Biber-Zombies mit unkontrollierbarem Nagetrieb!
Die gezeigten Filme sind nicht nur schlecht, sondern ikonisch schlecht. Und genau hier liegt ihr Reiz. „SchleFaZ“ verwandelt sie durch Trinkspiele, Pop-ups und witzige Analysen in ein kollektives Erlebnis, bei dem Zuschauer und Moderatoren gemeinsam mit ihren Cocktails leiden, lachen – und irgendwo auch lieben.
| Ihr sucht das richtige Essen zu „SchleFaZ: Zombiber“? Unser Essenstipp zu ZOMBIBER |
Der Trash lebt weiter
Während andere Formate eines Tages im Archiv-Nirwana der großen Sender verschwinden, lebt „SchleFaZ“ weiter. Bis Ende 2023 lief die Sendung bei Tele 5 – seit 2024 ist sie auf NITRO und RTL+ zu sehen. Mit neuen Episoden, einem offiziellen Podcast und sogar einer begleitenden Doku-Reihe ist das Format lebendiger denn je.
„SchleFaZ“ ist der Beweis, dass man auch aus filmischem Scheitern etwas Großes machen kann – wenn man es mit Humor, Herz und einem guten Drink serviert. Es ist Fernsehen für Helden, die sich trauen hinzusehen, wenn andere wegschalten.
LILI SCHMIRGAL
(Bild: RTL.de)
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