
Elitesoldat voll in Fahrt
Wenn ein Zug zum Schlachthaus wird: Der brachiale Actionthriller KILL verbindet harte Martial Arts-Action nicht immer stimmig mit Bollywood-Elementen.
Epische Liebesgeschichten in Überlänge, angereichert mit farbenfrohen Tänzen und Gesang: So stellen wir uns Bollywood-Filme typischerweise vor. Die Filmindustrie des indischen Subkontinents hat jedoch weitaus mehr zu bieten als dieses Klischeebild. Ein Beispiel dafür ist der (für eine FSK-Freigabe zu) harte Actionthriller KILL.
Seit Jahren sind der Elitesoldat Amrit (Lakshya) und Tulika (Tanya Maniktala) bereits ein Paar. Doch Tulikas Vater hat in Neu-Delhi bereits eine Ehe mit einem ungleich angeseheneren Kandidaten arrangiert. Amrit und sein bester Freund und Kollege Viresh Chatwal (Abhishek Chauhan) begeben sich an Bord des Zuges, um das zu verhindern. Doch eine Diebesbande ist an Bord und lässt unter Führung des Psychopathen Fani (Raghav Juyal) nach dem ersten Mord alle Skrupel fallen. Wer ist also der Einzige, der die Hochzeitsgesellschaft noch beschützen kann? Genau.
Erst nach 45 Minuten wird der Filmtitel eingeblendet, der zum Credo des wutschnaubenden Amrit wird: Ab jetzt gibt es keine Gnade mehr – alle Gangster sind fällig. Und das auf möglichst brutale Weise, wenn er mit einem Feuerlöscher einen Kopf zertrümmert, mit dem Hackebeil eine Kehle durchtrennt, mit Messer einen Mund aufschlitzt oder ein mit Feuerzeugbenzin getränktes Gesicht ansteckt. Auch wenn der indonesische Genre-Primus „The Raid 2“ qualitativ und in der Länge und Komplexität der Choreografien nicht ganz erreicht wird: Der koreanische Stunt-Koordinator Se-yeong Oh („578 Magnum“) zeigt beeindruckende Martial-Arts-Szenen auf kleinstem Raum. Dabei sollte man nicht über so etwas wie Realismus nachdenken, wenn Amrit selbst schon etliche Messerstiche oder Prügel abbekommen hat, die ihn immer wieder ins Taumeln bringen – bis er irgendwie doch noch allerletzte Kraftreserven irgendwoher mobilisieren kann.
Schade nur, dass Nikhil Nagesh Bhat das in den vier kurzen Featurettes zur Entstehung des Films und seinen Stunts (Länge: je ca. 2 Minuten; es sind auf der vorliegenden Blu-ray die einzigen Extras) erwähnte „Emotionalisieren“ etwas zu sehr verfolgt: Pathosgetränkten Sterbeszenen oder melodramatisch-kitschige Rückblenden bremsen KILL in seiner Dynamik merklich aus, ein paar Plothänger (eine vermeintlich nächste Haltestelle in fünf Minuten wird einfach vergessen, eine zwischenzeitliche Bremsung wirft Fragen auf) fallen auf. Trotzdem: KILL bietet messerscharfe Action im Minutentakt!
LUTZ GRANERT
Titel: KILL
Label: capelight
Land/Jahr: Indien 2023
FSK & Laufzeit: SPIO/JK, ca. 105 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht
bollywood, indien, martial arts, capelight
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