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Der größte Sexist des Wilden Westens

Charakter-Glatzkopf Telly Savalas („Kojak“) als ruppiger Sheriff und Misogynie en masse: DIE ROTE SONNE DER RACHE erscheint erstmals auf DVD.

Entgegen der us-amerikanischen Genrevertreter mit seinen anständigen, strahlenden Helden und gelten Italo-Western immer als moralisch etwas schattierter, etwas dreckiger, ruchloser. Sergio Corbucci hat das hervorragend an seinem ebenso blutigen wie brachialen Klassiker „Django“ (1966) illustriert. DIE ROTE SONNE DER RACHE weist wohl einen der verdorbensten und vulgärsten Anti-Helden der gesamten Italo-Westerngeschichte auf – was aber gerade in Zusammenspiel mit dem deutschen Dialogbuch vom berüchtigten Rainer Brandt (der schon den an sich öde-ernsten Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill komische Facetten abgewann) enorm hohen Unterhaltungswert aufweist.

Der Mexikaner Jed Trigado (Tomas Milian) ist ein berüchtigter Gangster, den sein Verfolger Sheriff Franciscus (Telly Savalas) wieder hinter Gittern bringen will. Die Jungfrau Sonny (Susan George) hilft Jed auf ihrem Leichenwagen aus der Patsche und möchte mit ihm als Komplizen ein aufregendes Banditenleben führen. Jed ist davon gar nicht begeistert, doch zunehmend gewöhnt er sich an die in seinen Augen zu flachbrüstige und unnütze Begleiterin, mit der er raubend durchs Land zieht – mit dem inzwischen erblindeten Franciscus auf der Spur... 

Verfolgungsjagden und Überfälle im Minutentakt, dazu Jeds raubeiniger Umgang mit Frauen und sein loses Mundwerk voller Verachtung fürs andere Geschlecht, das heutzutage sämtliche Feminist*innen auf die Barrikaden treiben würde: DIE ROTE SONNE DER RACHE pinkelt politischer Korrektheit krachend ans Bein – und bietet – wie „Django“ – ein eine regelrechte Schlacht mit Maschinengewehr auf. Die kultige, ebenso derbe wie rabiate Western-Actionkomödie liegt im Verleih von Pidax erstmals auf DVD vor – und das leider in einer schlechten Tonqualität. Auf der deutschen Tonspur ist hin und wieder ein lautes Rauschen zu hören, vereinzelte Dialogzeilen sind nicht synchronisiert, so dass sie plötzlich ins Englische fällt – obwohl nur noch die spanische und italienische Sprachfassung enthalten sind. Warum der mit zugespitzter Figurenkonstellation und harter Moral bestechende, um Schuld und Sühne an einem Mord kreisende Kurzfilm „Gerechtigkeit“ (1972) vom spanischen Filmemacher Mario Camus (der an DIE ROTE SONNE DER RACHE nicht beteiligt war) als Bonus auf der Scheibe gelandet ist, will nicht so recht einleuchten.

LUTZ GRANERT 

Titel: DIE ROTE SONNE DER RACHE
Label: Pidax
Land/Jahr: Italien, BRD, Spanien 1972
FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 93 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht   

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