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Das schmeckt nicht besonders

Ein Slasher mit einem berühmten Namen macht noch keinen guten Film. Ein italienischer Reboot namens MAN EATER kommt im Oktober ins Kino.

Der Maneater ist seit 43 Jahren eigentlich tot. Joe D’Amatos umstrittener Exploiter war exakt 40 Jahre beschlagnahmt und nun harrt die Fangemeinde (die eh den Film aus dem deutschsprachigen Ausland längst im Regal stehen hat) seit einem Jahr auf eine Veröffentlichung durch Cinestrange, die den Film aus den Fängen der Justiz freiboxten. Ein Geniestreich war der Streifen aber damals schon nicht, die zwei/drei nach heutigen Maßstäben noch immer recht heftigen Splatterszenen machten aus einem eher langweiligen, schlecht gealterten Streifen keinen guten. Einzig George Eastman und dessen imposante Physiognomie ist es zu verdanken, dass der Film nicht in Vergessenheit geriet. Und sicherlich auch die Beschlagnahme. Der zweifellos vorhandene Kult (in Deutschland) wurde hauptsächlich aus dem Reiz des Verbotenen geboren. 

Die bundesdeutsche Justiz konnte ihn schon nicht stoppen. Nur er selbst. Denn der furchteinflößende Anthropophage fand – Achtung Spoiler – den Tod, weil ihm der unstillbare Hunger auf sein eigenes Gedärm zum Verhängnis wurde. Nun also die Wiederauferstehung? 

Nein. Der gute alte, allerdings schon 81-jährige Luigi „George Eastman“ Montefiori kehrt natürlich nicht im „zweiten Teil“ als zombiehafter Menschenfresser zurück (trotzdem interessanter Gedanke!). Denn einen Nachfolger, jetzt wird’s kompliziert, drehte D’Amato eigentlich schon 1981 mit „Absurd‟ (Originaltitel: „Rosso sangue‟). Der recht gute Film hatte damals schon rein gar nichts mit dem ersten Teil zu tun. Immerhin war Eastman an Bord… Ok, genug von den ollen Kamellen.

So viel vorweg: Der hier zu besprechende MAN-EATER von Dario Germani hat genau so wenig mit dem 1980er Man-Eater zu tun, wie D‘Amatos Absurd von 1981. Immerhin: Eine italienische Produktion. 

Reboot? Remake? Ripoff? Man weiß es nicht so genau.

Ein degeneriertes Etwas (dezente Erinnerungen an Gollum, Leatherface und die Hills Have Eyes-Familie werden wach) zerlegt auf einem Tisch ein junges Mädel. Sie schreit. Sie windet sich, sie verliert eine Hand, manches Weitere im Off. Das alles berührt aber den Zuschauer nicht wirklich. Es ist austauschbar. Szenenwechsel. Eine austauschbare Gruppe Studentinnen mit Professorin wagt eine Art Sozialexperiment im italienischen Nirgendwo. Ein Fußmarsch mit dem üblichen Gezicke unter den Influencerinnen durch einen italienischen Stadtpark folgt. Zack. Und man steht vor einem alten Nazibunker hoch über einer Stadt (doch nicht so abgelegen, gelle?). Der Bunker wirkt wie eine Touristenattraktion, so kalt, staubfrei und aufgeräumt, wie er ist. Jetzt geht die filmische Atmosphäre nebst Glaubwürdigkeit endgültig flöten. TV-reife Kameraeinstellungen unterstreichen das Ganze noch. Fehlt nur noch ein Museumsführer. Der erscheint tatsächlich und sperrt die Gören ein. Ciao, bis in drei Tagen. Experimentiert mal schön, höhö.

Sorgen macht sich natürlich keine. Erst als nach weiterem Gezicke unsere Farblose, weil als einzige resistent gegen Gruppendynamiken, auf Erkundungstour in der Nacht ist. Das fieseste Girl schließt sich an. Und verschwindet spurlos. Man ahnt, irgendetwas lauert in den Bunkereingeweiden. Bald schon klatschen die ersten Innereien tatsächlich auf den Boden. Denn der degenerierte Kannibale jagt in Slashermanier eine Studentin nach der anderen. Der Tod ist nicht weit.

Terror kommt allerdings selten auf. Mal ein kleiner Bluteffekt hier, einer da. Das war’s. Spannung gibt‘s selten. Nicht mal eine räudige Atmosphäre wie der namensgebende Klassiker (und den genannten Vorbildern) wird generiert. 

Was bleibt? Ein ziemlich durchschnittlicher Slasher ohne Überraschungen und einem großen Namen, dem der Streifen keinesfalls gerecht wird. Und das will schon was heißen!

Titel: MAN-EATER – DER MENSCHENFRESSER IST ZURÜCK
Land/Jahr: I 2023
Label: Drop-Out Cinema
FSK & Laufzeit: ab 18, 79 Minuten
Kinostart: 19.10.23

 

 

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