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Der Jochen und halb Stadtlohn!

Die Busch Media Group lässt das neueste Menschheitsverbrechen und gleichzeitig hirnrissigste Trashfeuerwerk der untersten Schublade auf die Freunde des schlechten Geschmacks los: Jochen Tauberts MAD DEAD! Warnung: Nur für Fans des Meisters gedacht.

Jochen Taubert. Liebe und Hass. Mehr Hass. Oder? Es ist ein leichtes seine Filme zu zerreißen. Sich über die dreitausend Unzulänglichkeiten seiner Filme lustig zu machen. Oder zu schreiben, wie schlecht sie sind. Aber das wäre ja langweilig. Eines muss man dem Filmemacher aus Stadtlohn (man muss erst einmal googlen, wo das ist) lassen, er ist konsequent. Er versucht gar nicht originell zu sein. Er versucht gar nicht erst professionell zu sein. Er versucht gar nicht erst gut zu sein. Er ist er. Seine Filme sind er. Er zieht es durch. Es ist einfach ein riesen Haufen Spaß für sich. Es ist sein Hobby, vielmehr ein Hobby seines Teams. Es müssen offenbar Leute sein, die nix besseres in ihrer Freizeit zu tun haben. Warum auch? Es fördert den Gruppenzusammenhalt. Tauberts Team umfasst rund 70 Personen, wie man so erfährt. Sie machen es für sich. Ja, warum auch nicht?

Den ersten Kontakt zu Tauberts Œuvre hatte der Autor dieser Zeilen vor mehr als zwanzig Jahren. Das war die EXHIBITIONISTEN ATTACKE. Ein Frühwerk des Meisters. Noch filmtechnisch ganz grün hinter den Ohren, nach dem Motto „Hauptsache Splädda und Irrsinn“, kam der Streifen in der (für damalige Zeiten) durchaus für Qualität bürgenden Red Edition von Astro zu dem Schreiberling. Story: Da rennt ein Typ im Outfit eines 70s-Porno-Kino-Mantelmanns durch Stadtlohns finsterste Hinterhöfe, über Gartengrundstücke von Baracke zu Baracke. Und zeigt Menschen seinen Schniedel. Ich meine mich zu erinnern, dass es auch den einen oder anderen Mord zu bewundern gab. Das ist irrsinnige Filmkunst, wie es sie kein zweites Mal gibt. Jochen Taubert geriet dann für Jahrzehnte aus meinem Fokus.

Ungefähr zwanzig Jahre später. Die Red Edition steht immer noch im DVD-Regal. Eine Taubert-Box gesellte sich inzwischen für einen schmalen Taler dazu. Noch ungeöffnet. Aus dem Splädda-Kid von damals ist ein Journalist geworden, der sich der Filmografie Tauberts nun von einer anderen Seite nähern durfte. Denn die Busch Media Group hat sich die Veröffentlichungsrechte an etlichen Filmen sichern können. Darunter sind viele Spätwerke wie I PISS ON YOUR CORPSE, SPIEL MIR AM GLIED BIS ZUM TOD, LEBENDIG SKALPIERT und JULIA & ROMEO. 

Eigentümlichen Humor kennzeichnen die Filme. So auch der jüngste Streifen aus Stadtlohn (übrigens direkt an der niederländischen Grenze, wo es in den 80/90ern die Videonastys für deutsche Kunden zu horrenden Preisen zu kaufen gab! Mit anderen Worten: Das Paradies auf Erden). Der aktuelle Output hört auf den Namen MAD DEAD: Auf dem schneebedeckten Schlachtfeld krepiert ein Wehrmachtssoldat. Ihm quellen die Gedärme heraus. Iks. Szenenwechsel. Alina mag tonnenweise Kokain, nackig auf ihrem Bett liegen und ihr Handy. Wie es der Zufall will, ruft sie ihr SS-Opa aus dem Jenseits an. Sie soll vollenden, was im Zweiten Weltkrieg Hitlers Schergen scheinbar nur unzureichend vollbrachten: Menschen töten. Alle. Mehr oder weniger. Vielleicht auch nur alle Stadtlohner – die wohl niederträchtigste Brut unter den Menschen. Um bei Sinnen zu sein für dieses schwierige Unterfangen, rät ihr Opa, das Koks sein zu lassen. Das geht natürlich gründlich schief. Mit einem Cop im Schlepptau und noch mehr Koks im Hirn trifft sie einen sadistisch-perversen Arzt (nicht Dr. Mengele, aber fast), der ihr beim Entzug helfen soll. Das geht natürlich auch schief. Der Leichenberg wächst. Freund oder Feind, ganz egal. Der untote SS-Opa kann durchaus zufrieden sein, auch wenn die arische Rasse kaum stolz auf Koksnase Alina sein dürfte. Egal.

In Jochen Tauberts Spätwerken, ebenfalls von der Busch Media Group erschienen, spielen viele Brüste von Pornosternchen eine große Rolle. Wenig Geschichte, oft zusammenhanglose Szenen, manchmal lustig, manchmal recht blutig. Und das Beste daran: alles weit unter Gürtel. Der sehr offene Filmfan wird in des Meisters Filmen seine Offenbarung oder Untergang erleben. Gleichzeitig.

MARCUS CISLAK

Titel: MAD DEAD
Land/Jahr: D 2023
Label: Busch Media Group
FSK & Laufzeit: ab 18, 79 Minuten
Verkaufsstart: sofort

 

 

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