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TRIANGLE OF SADNESS - BLU-RAY

Die Unterdrückten werden herrschen: Die preisgekrönte Satire TRIANGLE OF SADNESS liegt bereits seit 10. März als VoD vor und erscheint am 24. März auf DVD und Blu-Ray.

Dem schwedischen Filmemacher Ruben Östlund kann man wahrlich keine Zimperlichkeit unterstellen. In „Höhere Gewalt“ entlarvte er einen reichen Geschäftsmann, der bei einer drohenden Lawine in einem Luxus-Skiressort seine Familie im Stich lässt. In „The Square“ bekommt der Kunstbetrieb sein Fett weg, der nur über (vermeintliche) Skandale Öffentlichkeit bekommt. „Zynismus ist der neue Optimismus“ ist auf einer exaltierten Modenschau zu Beginn von TRIANGLE OF SADNESS zu lesen; einer bitterbösen Satire, die einmal mehr mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen spielt – und zeigt, wie schnell unsere vermeintlichen Werte ins Wanken geraten und gesellschaftlichen Hierarchien sich verschieben lassen, wenn eine kapitalistische Logik nicht mehr funktioniert.

Östlund selbst gibt die Lesart in einem Interview vor, das er auf dem Filmfestival in Cannes 2022 geführt hat, wo TRIANGLE OF SADNESS mit der „Goldenen Palme“ ausgezeichnet wurde (es ist neben weiteren Interviews im Bonusmaterial der vorliegenden Blu-Ray zu finden). Die Währung in der hier gezahlt werde, sei nicht Geld – die Streiterien um den schnöden Mammon zwischen dem semi-erfolgreichen Männermodel Carl (Harris Dickinson) und seiner für Modenschauen wesentlich besser bezahlten Freundin und Influencerin Yaya (Charlbi Dean Kriek) zu Beginn des Films sind banal, verbissen und enervierend. Vielmehr sei Schönheit die wichtigste, universelle Währung, so Östlund. Und die wird gerade dann immer noch nicht entwertet, wenn die betuchten Passagiere einer Luxusyacht nach einem Unwetter und einem Piratenangriff auf einer (vermeintlich) einsamen Insel stranden. Hier sind sie aufs Alltagswissen der philippinischen Putzfrau Abigail (Dolly De Leon) angewiesen – weil sie nun mal die Einzige ist, die weiß, wie man fischt, jagt und Feuer anzündet. Vermeintlich zementierte Hierarchien und Machtstrukturen (Abigail lässt sich mit „Captain“ ansprechen) werden auf den Kopf gestellt, Carl zu ihrem Toyboy, den sie sich nun „leisten“ kann.

Bis zum Überlebenskampf auf der Insel müssen jedoch die Reichen (und Schönen) ihre eigene Entwürdigung ertragen: Ein Kapitänsdinner bei stürmischer See artet in ein riesiges Kotzerama aus, der versoffene marxistische Kapitän der Luxus-Yacht (Woody Harrelson) glänzt vor allem durch Abwesenheit, ein russischer Oligarch prahlt jovial, mit Scheiße (Gülle) Geld zu verdienen. Und bitterste Ironie: Ein arriviertes Ehepaar von Handgranaten-Produzenten kommt durch ein eigenes Fabrikat ums Leben. TRIANGLE OF SADNESS ist auch durch den Kontrast sonnendurchfluteter, glatter Urlaubsbilder mit dem Realismus einer ungeschönten Robinsonade entlarvend, ebenso bitterböse wie gesellschaftskritisch. Nur zu einer wirklichen Pointe vermag sich die Satire trotz seiner bedeutungsschwangeren Aufteilung in drei Akte nicht durchzuringen – sie bricht in einer offenen Szene ab. Vielleicht der Grund, dass es bei 3 Oscarnominierungen (ohne Trophäe) geblieben ist.

LUTZ GRANERT

Titel: TRIANGLE OF SADNESS
Label: Alamode Film
Land/Jahr: USA/Schweden/GB/Deutschland/F 2022
FSK & Laufzeit: ab 12, ca. 147 Min.
Verkaufsstart: 24. März

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