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Wenn Aliens mit Bäumen angreifen

In dem Science-Fiction-Film RISEN – END OF DAYS von Autor und Regisseur Eddie Arya versuchen Außerirdische, die Erde zu kolonialisieren. Der Filmemacher begeistert hier mit einer düsteren Handlung und tollen Bildern, was Genre-Fans definitiv ansprechen wird.

Schon in Voltaires 1752 veröffentlichter Erzählung „Micromégas“ tauchten Außerirdische auf. Doch richtig in Fahrt kam das Genre erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit zwei großen Alien-Invasion-Romanen – Robert Potters „Die Keimzüchter“ und vor allem natürlich H. G. Wells Meisterwerk „Der Krieg der Welten“. Und das Genre blieb kein rein literarisches, sondern weitete sich auf nahezu jedes Medium aus. In den 50er und 60er Jahren erlebte es im Kino seine (erste) goldene Ära.
Im Jahr 1960 führten die Filmemacher dort schließlich eine völlig neue Art des extraterrestrischen Eroberungsversuchs ein: fiese Pflanzen. Ob es nun Steve Sekelys „Blumen des Schreckens“ war oder „Kleiner Laden voller Schrecken“ von Trash-Spezialist Roger Corman. Seither ist ein Angriff mit Pflanzen aus dem All fester Teil unserer Popkultur und kaum noch aus Literatur, Gaming und dem Kino wegzudenken.
So auch in dem neuen Film des australischen Autorenfilmers Eddie Arya, der 2016 mit dem Drama „The System“ auf sich aufmerksam machen konnte.

In RISEN – END OF DAYS erhält Astrobiologin Dr. Lauren Stone (Nicole Schalmo) Besuch von Colonel Roger Emmerich (Jack Campbell).   Emmerich erzählt der jungen Frau von einem merkwürdigen  Meteoriteneinschlag, der ihm Rätsel aufgibt. Der Himmelskörper schlug nicht einfach nur ein, er setzte außerdem ein hochgiftiges Gas frei, das innerhalb kürzester Zeit die gesamte Gemeinde tötete. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Santiago (Kenneth Trujillo) soll sie sich nun in das kleine Kaff irgendwo im Nordosten der Vereinigten Staaten begeben und der Angelegenheit auf den Grund gehen. Am Krater angekommen, findet Lauren einen ungewöhnlichen roten Zweig, der im Boden wächst, meldet es allerdings nicht.

Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Ein Teil der Verstorbenen steht wieder von den Toten auf. Irgendwie zumindest, denn sie haben keinen Blutdruck, einen eiskalten Körper, und sie starren zunächst apathisch in Richtung der Einschlagstelle. Bei ihren Untersuchungen stellen die Wissenschaftler fest, dass jene 49 Auferstandenen alle innerhalb einem gewissen Radius zum Einschlagort lebten. Aufgrund dieser geografischen Nähe atmeten sie Fragmente des Meteoriten ein. Diese übernahmen den Körper und bildeten einen neuen, unbekannten, Organismus, der mit dem einstigen Menschen nur noch das äußere Erscheinungsbild gemein hat. Währenddessen wächst im Krater aus dem ungewöhnlichen roten Zweig in Rekordzeit ein fremdartiger Baum, der eine eigene Atmosphäre zu schaffen scheint.

Um Antworten zu bekommen, wagt das Team ein Experiment. Sie bringen einen der genetisch veränderten (Un-)Toten (Dominic Stone) zum nun gewachsenen Baum. Dort erwacht dieser aus seiner Teilnahmslosigkeit und beginnt zu sprechen. Und was er sagt, ist alles andere als positiv: „Wir kommen nicht in Frieden.“ Der Baum soll die Erde so umwandeln, dass die Außerirdischen den (dann nicht mehr so blauen) Planeten kolonialisieren können. Die terrestrische Flora und Fauna kann in dem neu geschaffenen Klima natürlich nicht überleben …
Mit RISEN – END OF DAYS schuf Eddie Arya definitiv keinen Film über Heldinnen und Helden. Wer erwartet, dass man hier zu sehen bekommt, wie die Menschheit den nicht ganz so freundlichen E.T.s in den Hintern tritt, ist definitiv fehl am Platz. Die Menschheit reagiert eher ratlos auf alle kommenden Zuspitzungen, was das Ganze durchaus glaubwürdig macht. Ergänzt wird die Geschichte durch einen großen, durchaus unerwarteten Twist, der die Handlung komplett dreht und sich dem gebräuchlichen dreiaktigen Aufbau bewusst verweigert.

Was RISEN – END OF DAYS jedoch wirklich zu einer echten Empfehlung für Genre-Fans macht, sind die großartige Atmosphäre und die wunderbaren Bilder, mit denen Arya und Kamerafrau Susan Lumsdon hier bleibende Filmmomente erschufen. Zumeist in düsteren Farben gehalten, können hierbei vor allem die künstlerisch hochwertigen Action-Szenen begeistern, die in Aufbau und Farblook meilenweit über den üblichen Standards im Genre-Kino liegen.
Regisseur Eddie Arya zeigt viel Stilbewusstsein, denn RISEN – END OF DAYS kommt mit einer beeindruckenden Optik und einer fantastisch düsteren Atmosphäre daher. Und auch inhaltlich hat der Film Respekt verdient, denn Aryas Streifen ist herrlich anders als die Einheitsware, die man sonst häufig im Alien-Inversion-Kino antrifft. Zwar verzettelt sich der Australier ab und an und zieht einige Szenen unnötig in die Länge. Dennoch gelingt ihm hier ein durchweg respektables Werk, das Genre-Fans gut unterhalten wird und in jedem Fall Lust auf weitere Produktionen des Filmemachers macht.

FLORIAN TRITSCH

Titel: RISEN – END OF DAYS
Land/Jahr: Australien/USA 2021
Label: Meteor Film
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 109 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht

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