Fast alle Antworten

Wer sich schon einmal im Labyrinth des Alltags verloren hat und das Gefühl kennt, dass alles zu viel, zu kompliziert, zu widersprüchlich ist, der weiß: Manchmal braucht es keine großen Antworten, sondern einfach einen guten Gedanken, einen kleinen Schubs – oder wenigstens ein Lächeln.

Wer kennt nicht dieses Bedürfnis, einfach einmal eine klare, eindeutige Antwort zu bekommen? Am besten eine, die alles erklärt und die Last von den Schultern nimmt. Douglas Adams hat dieses Sehnen mit seiner legendären Zahl „42“ unsterblich gemacht – der ultimativen Antwort auf alle Fragen des Universums in „Per Anhalter durch die Galaxis“. Nur: Was hilft einem die „42“, wenn man am Montagmorgen im Stau steckt oder sich fragt, warum das Leben manchmal so kompliziert sein muss?

Genau hier setzt Mareice Kaiser an. In ihrem Buch ICH WEISS ES AUCH NICHT: 101 ENTLASTENDE ANTWORTEN AUF EXISTENZIELLE FRAGEN lädt sie dazu ein, das ewige Grübeln nicht ganz so ernst zu nehmen. Der Titel klingt zunächst groß und gewichtig – schließlich geht es um existenzielle Fragen. Doch schon nach den ersten Kapiteln wird klar: Hier geht es nicht darum, das eine Patentrezept fürs Leben zu liefern. Vielmehr geht es ums Innehalten, ums Schmunzeln, ums Sich-selbst-nicht-ganz-so-ernst-nehmen. Manche der 101 Fragen scheinen auf den ersten Blick tatsächlich tiefgründig, andere sind herrlich alltagsnah, beinahe banal – und gerade das macht den Reiz aus.

Ihre Antworten sind nicht in erster Linie dazu da, alles zu erklären. Sie wollen entlasten, die Schwere nehmen, Raum für Humor schaffen. Mal regen sie zum Nachdenken an, mal lösen sie ein überraschendes Lächeln aus – so, wie es gute Gespräche mit Freund*innen oft tun. Und genau so fühlt sich auch das Hörbuch an. Mareice Kaiser liest zusammen mit Rebecca Veil, und beide schaffen es, eine Atmosphäre zu erzeugen, die gleichzeitig warm, ehrlich und leichtfüßig ist. Sie wechseln mühelos zwischen ernsten Momenten und spielerischer Ironie, zwischen Nachdenklichkeit und befreiendem Lachen.

Am Ende bleibt ein Hörerlebnis, das weniger Ratgeber als vielmehr Begleiter ist. Kein Druck, keine Floskeln, keine Allheilmittel – stattdessen ein wohltuender Mix aus kleinen Erkenntnissen, witzigen Gedankenspielen und einer Stimme, die fast so klingt, als säße man zusammen in der Küche und unterhielte sich über Gott und die Welt. Wer also von großen Lebensratgebern genug hat, aber dennoch kluge Impulse sucht, findet hier genau das Richtige. Unterhaltsam, ehrlich, manchmal verblüffend und immer wohltuend – dieses Buch ist wie eine Tasse Tee mit guten Freund*innen an einem müden Tag: es wärmt, beruhigt und gibt das Gefühl, dass man nicht allein durchs Chaos stolpert.

PETER ELWE