Zwischen Glanz, Tragik und einer späten Stimme

Mit FROM HERE TO THE GREAT UNKNOWN – VON HIER AUS INS UNGEWISSE erscheint die Biografie von Lisa Marie Presley – vollendet von ihrer Tochter Riley Keough und berührend interpretiert von prominenten Sprecherinnen.

Eine vollständige Aufzählung der Hits des „King of Rock ’n’ Roll“ würde ganze Bände füllen – und selbst eine Auswahl seiner größten Erfolge würde rasch an ihre Grenzen stoßen. Elvis Presley ist und bleibt die Musiklegende schlechthin, ein kulturelles Phänomen, das bis heute ungebrochen nachhallt. Doch sein Privatleben war weit weniger strahlend: chaotisch, von Turbulenzen geprägt – und eine Last, die auch seine Tochter Lisa Marie Presley zeitlebens spürte.

Lisa Marie, einziges Kind aus der kurzen Ehe mit Priscilla Presley, wuchs im Schatten eines Vaters auf, der für Millionen ein Idol war, für sie selbst jedoch ein oft entrückter Mythos. Ihr eigenes Leben entwickelte sich nicht weniger dramatisch. Vier Ehen – darunter spektakuläre Verbindungen mit Michael Jackson und Nicolas Cage –, familiäre Brüche und bittere Schicksalsschläge wie der tragische Selbstmord ihres Sohnes zeichneten ein Dasein, das zwischen Glamour und Verzweiflung schwankte.

Mit der nun erschienenen Biografie FROM HERE TO THE GREAT UNKNOWN – VON HIER AUS INS UNGEWISSE erhält Lisa Marie Presley posthum eine Stimme. Die Fertigstellung erlebte sie selbst nicht mehr – ihre Tochter Riley Keough übernahm die Aufgabe, die Erinnerungen ihrer Mutter zusammenzuführen und durch eigene Gedanken zu ergänzen. Gerade diese doppelte Perspektive verleiht dem Buch eine besondere Intimität: die schonungslose Rückschau einer Frau, die im Rampenlicht aufwuchs, und die nachdenkliche Stimme einer Tochter, die versucht, das Leben ihrer Mutter zu verstehen.

Auch die Hörbuchfassung unterstreicht diesen doppelten Erzählstrang. Im englischen Original spricht Riley Keough sich selbst, während Hollywoodstar Julia Roberts die Passagen von Lisa Marie übernimmt. In der deutschen Ausgabe gelingt es Vera Teltz und Nina Reithmeier, diese emotionale Vielschichtigkeit einzufangen und mit nuancierter Lesekunst zum Klingen zu bringen.

So entsteht ein facettenreiches Porträt – keine makellose Legende, sondern das ehrliche, manchmal schmerzhafte Zeugnis eines Lebens, das nie frei von den Schatten des „Kings“ war. Eine intime Lebensgeschichte, die nicht nur Elvis-Fans bewegt, sondern auch allen, die hinter die glänzenden Fassaden des Ruhms blicken wollen, viel zu erzählen hat.

Florian Tritsch