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Maximal authentischer Skate-Spaß

Skateboarden ist eine Trendsportart, die in den neunziger Jahren besonders populär geworden ist. Plötzlich waren Ollie, Grinds und Kickflip in aller Munde. Das klingt unglaublich weit weg, dennoch ist dieser Sport heute beliebter denn je. Erst kürzlich wurde es zur Sommer-Olympiade im Jahr 2021 in Tokio historisch. Mit den Fahrstilen Street und Park konnten Skateboarder erstmals auf Goldmedaillen-Jagd gehen.

Mit der wachsenden Popularität in den Neunzigern zog es die Kids nicht nur auf die Straßen und in die Skateboard-Parks dieser Welt, sondern ebenso vor die heimischen Mattscheiben. Die PlayStation-Spiele mit Tony Hawk, einem der bekanntesten Gesichter des Sports, waren besonders beliebt. Danach setzte eine gewisse Flaute ein. Erst mit dem durchaus gelungenen Remake von Teil eins und zwei von „Tony Hawk’s Pro Skater“ kam zuletzt wieder etwas Schwung in das angestaubte Genre der Skateboard-Spiele. Doch die Reihe ist sehr arcadelastig und richtet sich daher an Einsteiger. Da pocht zwar das Herz eines Skaters etwas schneller, doch die Herausforderung sucht er dort vergebens.

Die Analogsticks werden zu Beinen

Die soll eindeutig mit SESSION: SKATE SIM gefunden werden. Das kanadische Entwicklerstudio Crea-ture Studios Inc. verspricht nicht weniger als das realistischste Skateboard-Spiel aller Zeiten. Getreu dem Motto: von Skatern für Skater. Dafür soll das Spiel ein authentisches Gefühl vermitteln, tatsächlich auf einem Skateboard zu stehen. Unvergleichbarer Clou der Steuerung: Beide Analogsticks des Controllers bilden die Pendants der beiden Füße. So soll ein unvergleichliches Erlebnis kreiert werden. Ganze drei Jahre hat das von Nacon publizierte SESSION: SKATE SIM dafür Feinschliff erhalten. Seitdem befindet sich das „Dark Souls“ der Skateboard-Spiele im Early Access auf den Plattformen Steam und Epic und wird gemeinsam mit Rollbrett-Fans entwickelt. Mit jeder Fahrt, mit jedem Trick und mit jedem Grind merkt man förmlich, wie die 90er Jahre in einem aufflammen. Authentizität wird hier sehr großgeschrieben und viel Arbeit in die Physik des Spiels gesteckt.

Die Dual-Stick-Steuerung ist dabei zugleich Freund und Feind. Es reicht nicht aus, sich einmalig abzustoßen, und schon rollt das Brett wie von Zauberhand. Im Gegenteil, wie im echten Skateboard-Park müssen wir erst mal richtig Schwung holen. Das geht nur mit mehrmaligem Betätigen des Triggers, aber damit ist es noch nicht getan. Schließlich versuchen wir, mit den Analog-Sticks das Gleichgewicht zu halten. Umso befriedigender, wenn wir mit mehreren Stößen genug Fahrt aufgenommen haben und uns in Richtung Rail begeben können. Sofern wir sie im richtigen Winkel anfahren und den Sprung ordentlich abschätzen, grinden wir elegant die Schiene entlang. Dennoch ist Vorsicht geboten. Sollte uns dabei nur der geringste Fehler unterlaufen, schlagen wir unsanft auf dem harten Asphalt-Boden auf.

Aller Anfang ist schwer

Das ist gewöhnungsbedürftig und hat eine sehr steile Lernkurve. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir bei SKATE SIM lediglich eine virtuelle Figur über den Bildschirm scheuchen. Wenn unser Gesicht wie unser Alter Ego alle naselang mit dem schroffen Asphalt Bekanntschaft machen würden, wären schmerzende Knochenbrüche an der Tagesordnung. Zu Spielbeginn heißt es daher: Üben, üben, üben. Ohne hartes Training werden wir unsere Spielfigur nicht ohne Unfall über den Parcours skaten lassen können. Wie im richtigen Leben setzt das ein paar Stunden eisernen Willen voraus, um die Techniken wie beispielsweise einen Kickflip zu machen. SESSION: SKATE SIM ist dabei erfrischend authentisch. Die Bewegungen und Tricks werden bis ins Detail dargestellt. Ein kleiner Sprung, und wir müssen direkt das Brett korrekt ausrichten, ansonsten legt es uns wieder hin. Vor jeder Landung müssen wir daher fokussiert auf die Balance achten.

Tatsächlich freunden wir uns nach und nach mit der Steuerung an und stehen gekonnt unseren ersten Kickflip. Hierfür müssen wir den rechten Stick nach hinten ziehen, um die Hocke zu simulieren. Mit dem linken Stick ziehen wir vorwärts, um uns vom Boden abzustoßen, nur um sogleich mit dem rechten Stick das Board in der Luft zu drehen. Klingt kompliziert, geht aber nach ein paar Stunden in Fleisch und Blut über und fühlt sich bei Gelingen überragend an.



Vielseitige Einstellungsmöglichkeiten

Damit uns nach dem Meistern der Tricks nicht langweilig wird, spendieren die Macher eine ganze Wagenladung voller Missionen, die mit Herausforderungen gespickt sind. Erfüllen wir die Anforderungen, kassieren wir virtuelle Moneten, die in stilsichere Gegenstände investiert werden können. Insgesamt sollen über 800 Items von 50 offiziellen Marken den Weg ins Spiel finden. Vom stylischen Hoodie bis zu gesamten Outfits können wir uns nicht nur in der Halfpipe ganz wie ein Skater fühlen, sondern uns ebenso kleiden. SESSION: SKATE SIM lässt keine Wünsche offen und der Individualisierung freien Lauf.

Selbstredend darf unser Skateboard ebenfalls voll modifiziert werden. Dabei zählt nicht nur die Optik. Mit hunderten Items lässt sich das Brett mit Grip-Tapes, Rollen und mehr dermaßen ausufernd anpassen, dass es sich spürbar auf das Fahrverhalten auswirkt. Schrauben wir vergleichsweise weiche Achsen an, wird das Handling beeinflusst. Ebenso kann die Spielwelt selbst gestaltet werden. Im virtuellen Geschäft statten wir uns obendrein mit Objekten wie Hindernissen aus und platzieren diese frei in den aktuell verfügbaren Städten New York, Philadelphia oder San Francisco.

Damit die atemberaubenden Tricks für die Nachwelt festgehalten werden können, ist bei SESSION: SKATE SIM ein umfangreicher Video-Editor enthalten. An dieser Stelle ist nicht nur die klassische Slow-Motion-Aufnahme ein Muss, sondern mit entsprechenden Winkeln, Beleuchtungseffekten, Tag- und Nachtwechsel sowie Tiefenschärfe können wir jeden unserer Ausflüge gekonnt in Szene setzen und mit der ganzen Welt teilen.

Fazit: Das Warten hat sich gelohnt

Man kann die Authentizität, die die Entwickler mit SESSION: SKATE SIM erreichen wollten, in jeder Sekunde spüren. Das Spiel ist beeindruckend und soll möglichst detailliert den Skating-Sport realistisch abbilden. Das ist mehr als gelungen. SESSION: SKATE SIM ist mit einer gewöhnungsbedürftigen Lernkurve verbunden. Übung ist daher ein Muss, sonst legt es Euch in einer Tour auf die Nase. Im Titel des Spiels ist es schon deutlich ausgedrückt: Es handelt sich hier um eine waschechte Skate-Simulation, die keine Kompromisse macht. Selbst kleine Fehler von Euch werden umgehend bestraft, helfen Euch aber auf dem Weg zum Meister. Habt Ihr erstmals einen Trick fehlerfrei stehen zu können, werdet Ihr mit dem Glückshormon Endorphin nur so überschüttet. Danach wollt Ihr den Controller nicht mehr weglegen und werdet Trick an Trick aneinanderreihen. Mit der automatischen Replay-Funktion des Video-Editors ist das Ganze sogar auf Band und lädt zum erneuten Genießen ein. Skating-Fans können sich uneingeschränkt auf den Release freuen.

MARCUS RÄTZKE

SESSION: SKATE SIM
Publisher: Nacon
Plattform: PC, Playstation, Xbox Series X|S
USK: ab 0
Verkaufsstart: veröffentlicht

90s, 90er, Skateboard, Nacon