Französische Revolution mal anders
Im Sommer 2020 wurde STEELRISING angekündigt und traf sofort auf offene Ohren. Das Action-RPG, das wie eine Mischung aus „Dark Souls“ und „Nier: Automata“ wirkt, hat durch sein besonderes Setting sofort eine kleine Fanbase aufgebaut. Wir stellen Euch das neue Spiel der „Greedfall“-Entwickler vom Studio Spiders vor.
Es ist das Jahr 1789. In Paris wütet die Revolution und der Untergang der Monarchie steht mit dem Sturm auf die Bastille kurz bevor. Doch nicht in der Geschichte, die Euch Spiders, welche ebenfalls ihren Sitz in Paris haben, präsentiert! Das Entwicklerstudio versetzt Euch zwar in diese historisch wichtige Zeit, erzählt aber einen alternativen Zeitstrang, in dem König Ludwig XVI mithilfe der Uhrmacherei zu einer Armee von brutalen Robotern gekommen ist. Diese werden Automaten genannt und schaffen es, die Revolution aufzuhalten. Jedoch treiben sich nun die unbarmherzigen Roboter in den Straßen Paris herum und töten ohne Gnade jeglichen Widerstand. Egal ob alte Menschen oder Kinder, ganze Familien werden abgeschlachtet. Der Aufstand der Maschinen erstickt den Aufstand der Revoluzzer im Keim.
Zwischen all dem Leid und maschinellen Unwesen treibt sich Aegis, die Leibwächterin von Marie-Antoinette, welche früher zum Vergnügen des Hofes gedacht war, umher. Sie ist keine gewöhnliche Leibwächterin, sondern ebenfalls eine Maschine. Jedoch wurde sie von ihrer Herrin beauftragt, durch die Straßen und Gassen Paris zu wandern und dabei den mechanischen Widersachern den Garaus zu machen. Durch verschiedene Fähigkeiten und besondere Ausrüstungen ist Aegis ein Hoffnungsschimmer in dieser durchaus brenzligen Situation. Eine Maschine gegen viele Maschinen. Doch nur so kann die Stadt der Liebe noch gerettet werden. Ob am Ende Aegis den Untergang ihrer eigenen Art besiegeln kann, ist allerdings ungewiss und kommt ganz auf Euer Können an.
Das Spannende an der Geschichte von STEELRISING ist, dass beide Settings im Videospielbereich bisher wenig bespielt sind. Somit ist es automatisch interessant, was Spiders da aus dem Hut gezaubert hat. Allein die Mischung aus Sci-Fi und der Historie der Französischen Revolution bietet genug Material, um ein aufregendes Abenteuer zu gestalten. „Greedfall“ war bereits ein großartiges Beispiel, wie das Spielestudio eine mitreißende Geschichte über viele Spielstunden aufbauen kann, ohne dabei an Fahrt zu verlieren. Dies versucht Spiders erneut und will Euch an die Bildschirme fesseln. Fest steht auf alle Fälle, dass Ihr durch die originelle Kombination, die STEELRISING bietet, eine sehr einzigartige Handlung erleben werdet. Wie grausam diese am Ende sein wird, liegt auch an Euch und daran, wie ihr Aegis in dieser Zeit den Weg leitet.
Nachdem die Entwickler in der Geschichte auf Einzigartigkeit setzen, bleibt es beim Gameplay eher in bekannten Gefilden. Wie auch schon bei „Greedfall“ wird auf ein typisches Action-Rollenspiel-Kampfsystem gesetzt, wobei es doch Aspekte gibt, die neu sind. Zumindest für Spiders. STEELRISING weist nämlich einige Ähnlichkeiten zu der „Dark Souls“-Reihe auf und bietet typische Elemente aus dieser. Die Kämpfe sind träge, und geschicktes Ausweichen, Blocken oder Parieren sind gefragt, damit ihr mit Aegis gegen die Maschinenhorden ankommen könnt.
Dabei ist Aegis nicht nur auf ihre Beine angewiesen, denn Ihr könnt Paris durch diverse Gadgets auch abseits der Straßen erkunden. Mit einem Enterhaken kann Aegis sich an bestimmten Wänden, Vorsprüngen und Dächern hochziehen und so die Stadt auch von oben erkunden. Weiterhin hilft Euch eine Art Dash-System, das Euch die Möglichkeit gibt, den Leibwächterroboter über Häuserschluchten und kaputte Brücken zu manövrieren. Als Gegner treten Maschinen in verschiedensten Designs auf. Gearbeitet wird mit Waffenarten, die es zu der Zeit schon gab, auf Euch prasseln nicht nur Schläge ein, sondern auch Schwaden von Feuerangriffen und Salven durch Schusswaffen. Mit selbigen könnt aber auch Ihr Euch den Gegnern entgegenstellen, um so erfolgreich aus dem Kampf zu schreiten. Hierbei zählen vor allem Euer taktisches Verständnis und das Wissen, wann sich eine Möglichkeit bietet, dem Feind den Garaus zu machen.
Allerdings hat König Ludwig XVI natürlich nicht nur die Herstellung von kleinen Robotern in Auftrag gegeben. Ihr müsst Euch als Aegis an bestimmten Punkten des Spiels auch kolossalen Maschinen stellen, welche Euch alles andere als freundlich gesinnt sind. Hierbei wird Euch Euer ganzes Können abverlangt, und es wird nicht selten passieren, dass auch mal Aegis' Zeit gekommen ist und die Rädchen in ihrem System aufhören, sich zu drehen. Doch mit genug Geduld und einer Prise Glück sind diese anspruchsvollen Gegner für Euch bezwingbar.
Ebenfalls ist es für den Kampf hilfreich, dass Ihr die Möglichkeit habt, Aegis mit diversen Waffen und Gegenständen auszurüsten. Diese können bedeutende Vorteile liefern, wie das Einfrieren von gegnerischen Einheiten oder Fernkampfangriffe, die weit vom Gegner entfernt ausgeführt werden können. Außerdem kann Aegis auch verschiedenste Kleidungen und Rüstungen tragen, welche nicht nur das Aussehen verändern, sondern auch bestimmte Statuswerte verbessern oder verschlechtern. So könnt Ihr Euch an die verschiedensten Herausforderungen in STEELRISING anpassen.
Durch das besondere Setting bietet es sich natürlich auch an, die Welt aufregend und neu zu gestalten. Während Ihr schnell ikonische Schauplätze und Wahrzeichen von Frankreich wiedererkennen werdet, ist auch ins Detail viel Liebe geflossen. Ihr könnt beispielsweise die Werkstatt von Vaucanson erkunden, wo all die mordlüsternen Maschinen des Königs hergestellt wurden, oder durch die düsteren Gassen streifen, um so Eurem Ziel etwas näher zu kommen. Dies ist übrigens auch in einer Kutsche möglich, welche Euch via Schnellreise an die verschiedensten Spielorte bringen kann.
Neben den schönen Szenerien sind auch die Grafik und Detailverliebtheit, sowohl bei Aegis als auch den Gegnern, positiv hervorzuheben. Aegis, ihre Waffen und auch die verschiedenen Gegnertypen sind besonders gründlich gestaltet. Gerade die Bossgegner sind sehr pompös und eindrucksvoll animiert, wodurch sie noch einschüchternder wirken als ohnehin schon. Dass sich Aegis' Kleidung und Waffen äußerlich mit ändern, ist noch die Kirsche auf der Sahnetorte. Allerdings fallen auch die eher klobigen Bewegungen von Aegis und den Gegnern auf. Dies kann jedoch mit Absicht so designt worden sein, da mechanische Bewegungen besser zum Gameplay und den Robotern passen. Immerhin spielt STEELRISING weiterhin im 18. Jahrhundert, und da können Maschinen eben noch sehr steif in ihren Bewegungen wirken.
Spiders verbindet mit STEELRISING erneut völlig neue Handlungsideen mit altbewährtem Gameplay und schafft so ein Action-Rollenspiel, welches nicht nur die Fans von Soulslike-Spielen gefallen wird. So oder so ist es dem französischen Entwicklerstudio gelungen, erneut ein besonderes Setting aufzugreifen, eine spannende Geschichte abseits unserer Realität zu erzählen und trotzdem historische Plätze einzubinden.
PHILIP BRÜLKE
STEELRISING
Plattform: PC, PlayStation 5, Xbox Series X|S
Publisher: Nacon
Entwickler: Spiders
USK: ab 16
Verkaufsstart: veröffentlicht