
Peter Osteried im Interview
In MORD IN GEEKTOWN führt Peter Osteried uns durch ein Labyrinth aus Filmzitaten, Nerdwissen und klassischen Krimi-Versatzstücken. Wir haben mit ihm über seinen neuen Roman gesprochen.
Peter Osteried ist in cineastischen Kreisen alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Als Autor zahlreicher Fachartikel über Horror- und Science-Fiction-Serien der 1990er Jahre hat er sich einen festen Platz in der Szene erarbeitet. Seit vielen Jahren leitet er zudem als Chefredakteur eine der bedeutendsten und traditionsreichsten Zeitschriften im deutschsprachigen Raum: „Moviestar“. Mit seinem Romandebüt „NTERVIEW MIT MARILYN MONROE begeisterte er im vergangenen Jahr die Literaturwelt. Jetzt, mit MORD IN GEEKTOWN, präsentiert er seinen zweiten Roman – ein idealer Anlass für ein Gespräch mit ihm.
Peter, hast Du die ganzen Zitate und Verbindungen zu mehr oder weniger bekannten Filmen und Serien in Mord in Geektown schon mal gezählt? Ich schätze, es sind locker 1000 Stück, also drei pro Seite. Was meinst Du?
Nee, das hab ich nicht. Ich glaub’, das ist ein Fass ohne Boden. Ob es 1000 sind? Wer weiß? Es sind auf jeden Fall verdammt viele.
Wolltest Du mit der schieren Masse an popkulturellen Querverweisen Deine Leser auf die Probe stellen oder macht Dir das einfach nur Spaß? Mit anderen Worten: Was ist Dein Ziel?
Sowas wie die Fahrten durch Geektown mit mehr oder minder bekannten Häusern dienen vor allem auch dazu, dem Leser das Flair dieser Stadt zu vermitteln. Und da in Geektown halt alle Nerds sind, müssen die Verweise auch geradezu sprießen. Außerdem mach es Spaß, sich auszumalen, was es für Häuser, Restaurants und Lokale es in Geektown gibt.
Ein wenig, da bin ich ehrlich, vermisse ich eine Auflistung zu allen filmischen Schätzen am Ende Deines Buchs. Ist in einer Neuauflage oder Fortsetzung etwas Derartiges geplant?
Nein, also ich hab das nicht geplant. Das wäre ja auch langweilig. Ist doch schön, wenn jeder auch auf Schnitzeljagd nach Easter Eggs gehen kann. Die sind so weitgefasst und decken so viele Genres ab, dass vermutlich niemand alle erkennen wird. Aber das lädt dann auch dazu ein, den Roman noch mal zur Hand zu nehmen. Ich würde sagen: Es gibt auch bei mehrmaligem Lesen immer wieder etwas zu entdecken.
Für die, die keine Ahnung, wo von ich rede: Fasse uns mal aus Deiner Sicht den Inhalt des Buches zusammen.
MORD IN GEEKTOWN ist im Grunde ein Provinzkrimi. Man könnte sagen „The Big Bang Theory trifft auf den Eberhofer“. Geektown ist eine Stadt, in der nur Geeks leben, die sich in Cosplay ausleben, die in Häusern wohnen, die Filmen und Serien nachempfunden sind und wo das, was andernorts vielleicht freakig wäre, ganz normal ist. Eine Idylle sozusagen, bis ein Mord geschieht. Der erste Mord in Geektown. Da es in dem Städtchen keine Polizei gibt, wohl aber den Sicherheitschef Daniel Winter in Sternenflotten-Uniform, kommt Kommissar Sören Torwen dazu, um den kniffligen Fall zu lösen.
Generell: Warum sollte man das Buch lesen?
Weil’s Spaß macht! Ich würde sagen, jeder, der Popkultur liebt, wird hier einfach viel entdecken, das ihm gefällt. Außerdem ist es auch noch ein wendungsreicher Krimi.
Was ist Deine Lieblingsstelle im Buch?
Also ich liebe die Observationsszene – die mit dem Tauchsieder. Ich hab die Seiten zigmal gelesen, aber ich muss da sogar selbst immer wieder lachen. So ging es mir schon beim Schreiben. Das große Finale mag ich aber auch gern. Und ich tätschle mir selbst die Schulter, dass mein Kommissar kein Alkoholiker ist. Das ist ja das 08/15-Klischee bei vielen Krimis. Finde ich immer wieder grauenhaft, weil es als Charakterisierung so billig ist.
Bei Deiner Frau Isi hast Du Dich im letzten Interview bereits bedankt. Mal Hand aufs Herz: Wie viel Isi steckt in einer Deiner Romanfiguren? Ist sie auch so ein Geek wie Du? Wer ist diese Frau?
Isi ist in jedem Roman, auf die eine oder andere Art. So wie Teile meiner Persönlichkeit auch in Figuren einfließen. Sie ist auch meine erste Leserin. Das ist für sie Fluch und Segen zugleich, da sie jeden Roman nur kapitelweise lesen kann und dann auf die Fortsetzung warten muss. Die Gespräche, die sich dann daraus ergeben, sind einfach sehr inspirierend und haben schon so manche Wendung im Roman beeinflusst. Sie ist übrigens ein absoluter Horrorgeek. Je blutiger, desto besser. Isi mag Fantastisches; unser Filmgeschmack ist ziemlich ähnlich. Was sie kurioserweise bis 2015 nicht kannte: STAR WARS. Bevor damals der siebte Teil in die Kinos kam, habe ich ihr die bisherigen sechs Episoden gezeigt. Bis heute unvergessen, als sie mich anblickte und sagte: „Was auch immer passiert, danke, dass Du mir STAR WARS gezeigt hast.“
In Kürze, lieber Peter, sollen ja neuen Geschichten aus Geektown erscheinen. Bleibt es bei September 2025, wie es im Nachwort steht?
Ja, es bleibt bei September – nur Hochwasser, Hagelstürme, Tornados oder andere Nebensächlichkeiten könnten das noch verhindern. Weil: Geschrieben ist Geschichten aus Geektown längst. Hier sind 25 Geschichten enthalten, bei denen es neben vielen neuen Figuren auch Wiedersehen mit einigen Figuren aus MORD IN GEEKTOWN gibt.
Was kannst Du zum zweiten Teil an Details verraten? Erzähle uns eine kleine Episode, die Dir besonders am Herzen liegt!
GESCHICHTEN AUS GEEKTOWN ist nicht der zweite Teil, eher ein Spin-off, das künftig auch mit neuen Geschichten aus Geektown fortgesetzt werden könnte. Auf die Idee kam ich, weil ich während des Schreibens des Romans immer wieder Ideen für kleine Geschichten hatte, die aber in die Narrative der Krimihandlung nicht integrierbar waren. Sie wären Showstopper gewesen, und das bei einem Roman, der sich sehr schnell und dynamisch liest. Aber da Geektown so viele Möglichkeiten offeriert, dachte ich an eine Anthologie. Mein Verleger Björn Sülter fand die Idee auch spitze; da hatte ich ihm nur eine Geschichte, aber eine ganz besondere, gezeigt. Sie heißt „Die Lesung“ und ist noch ein bisschen mehr meta, als die anderen Geschichten. Besonders gern mag ich in GESCHICHTEN AUS GEEKTOWN diejenige um einen Hund, einen Streuner, der Tag für Tag durch die Stadt zieht. Tonal sind sie alle sehr unterschiedlich. Manche sind komisch, andere tragisch, einige auch spannend. Der Leser weiß nie, was ihn bei der nächsten Geschichte erwartet.
Werden wir mit Dir, Torwen und Winter noch öfter nach Geektown zurückkehren? Jedenfalls will ich gern mehr wissen, was in dieser seltsamen Stadt noch so passiert.
Also beide tauchen auch in GESCHICHTEN AUS GEEKTOWN auf, eine echte Fortsetzung plane ich aber auch. Ich werde in den nächsten Wochen mit dem Schreiben beginnen, sodass der Roman im nächsten Jahr auf den Markt kommen kann. Der Titel: GEEKTOWN SEHEN UND STERBEN. Ich hab Ideen für Geschichten, die für mindestens fünf Romane reichen. Ob’s die dann alle geben wird, muss sich zeigen, wie die Bücher auch weiterhin ankommen. Das Feedback zu MORD IN GEEKTOWN war auf jeden Fall sehr gut. Und dann möchte ich natürlich auch noch andere Geschichten schreiben, aber ich könnte mir schon vorstellen, in regelmäßigen Abständen für den Rest meines Lebens Geektown Besuche abzustatten.
Zum Schluss: Hast Du die Filmrechte an Geektown schon verkauft?
Ha, schön wär’s, aber bisher hat sich kein Produzent gemeldet.
Peter, wir danken Dir fürs Gespräch.
MARCUS CISLAK

Autor: Peter Osteried
Verlag: In Farbe und Bunt Verlag
Seiten: 322
Erscheinungsdatum: veröffentlicht