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Die wilde Freiheit der Berliner Jahre in einer Graphic Novel

Reinhard Kleist bringt David Bowies Berliner Jahre mit faszinierenden Illustrationen zum Leben – eine explosive Mischung aus Kreativität, Drogen und der Musikszene der 70er Jahre.

David Bowie. Genie. Superstar. Musiker. Schauspieler. Drogen. Paranoia. Und West-Berlin. Das ist die Ausgangslage der Graphic Novel von Reinhard Kleist. Der Autor und Illustrator ist selbst eine kleine Berühmtheit, Preisträger und Experte für biografisch gefärbte Comics. Johnny Cash, Nick Cave und eben Bowie lässt er mit feinen Strichen und knalligen Farben zum Leser sprechen. In zwei Teilen erschienen („Stardust“ wurde 2021 veröffentlicht, ebenfalls bei Carlsen) widmet sich der aktuelle „Low“ (2024, mittlerweile in dritter Auflage!) den wohl fruchtbarsten Jahren der Bowie-Karriere überhaupt.

Autor Reinhard Kleist (© Carlsen Verlag by Wolf-Dieter Tabbert)

Eingeengt und gefangen im Starrummel, gebeutelt durch einen finanziell desaströsen Rechtsstreit mit seinem Agenten und den Drogen, gibt es nur den einen Ausweg, bevor der Tod zuschlägt: Die Flucht nach vorn. Berlin. Diese unmögliche Stadt, von Mauern umgeben, kreatives Zentrum der Alten Welt, wirkt eigentlich wie ein Gefängnis. Und doch ist sie ein Hort der Freiheit. Die Gegensätze, die Brüche, die tiefen Gräben, der Dreck und die politischen Systeme. Und in diesem zerfallenen Beton, am Ende der Welt, in Erwartung der atomaren Apokalypse, erblüht die visionäre Musik von Iggy Pop, Tangerine Dream und Kraftwerk.

Und diese explodierende Melange in den Hansa Studios im Schatten der Berliner Mauer wird in der zweiten Hälfte der 70er Jahre die Wiedergeburt von David Bowie sein. Yes. Mit Zeitkolorit vollgestopft, ist diese Graphic Novel eine Offenbarung für Liebhaber der damaligen Kultur. Zugreifen!

MARCUS CISLAK

Originaltitel: LOW – DIE BERLINJAHRE VON DAVID BOWIE 
Autor: Reinhard Kleist 
Verlag: Carlsen
Seiten: 176
Erscheinungsdatum: veröffentlicht