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Gregor Höppner, übernehmen Sie

Ein prachtvolles Schloss, eine Traumhochzeit – und ein tödlicher Schatten. In Folge 180 schlägt das Grauen unerbittlich zu. Doch nicht nur bei der Hochzeit ändert sich einiges, auch bei der Hörspielreihe selbst: Gregor Höppner tritt als neuer Erzähler an.

Ende der sechziger Jahre betrat die „Silber Grusel-Krimi“-Reihe die Bühne der Heftromanwelt. Larry Brent und seine Psycho-Spezialtruppe lösten mit ihren Abenteuern eine wahre Gruselgeschichten-Goldgräberstimmung aus. In den folgenden Jahren ließen nahezu alle Verlage ihre Schreibmaschinen klappern und schickten zahlreiche Bekämpfer übersinnlicher Untaten in die Welt – die in den (Bahnhofs-)Buchhandlungen ebenso auf Lesende lauerten wie finstere Gesellen auf unschuldige Seelen. Viele davon sind längst vergessen. Doch der 1973 erstmals gestartete GEISTERJÄGER JOHN SINCLAIR nicht.

Warum? Weil Helmut Rellergerd unter dem Pseudonym Jason Dark eine ikonische Hauptfigur, spannende Storylines und zahlreiche unvergessliche Nebenfiguren ersonnen hat. Nach einigen Jahren mit abgeschlossenen Geschichten in der bis heute legendären „Gespenster-Krimi“-Reihe erhielt der britische Geisterjäger 1977 schließlich eine eigene Heftromanserie – die bis heute fortgesetzt wird. Ein unglaublicher Rekord.

Wer die düsteren Abenteuer nicht nur lesen, sondern auch hören wollte, konnte sich 2000 auf ein besonderes Highlight freuen: Lübbe Audio brachte die legendären John-Sinclair-Geschichten als aufwendig gestaltete Hörspielreihe zurück. 2010 folgten ergänzend die JOHN SINCLAIR CLASSICS in denen Dietmar Wunder erstmals als John zu hören war. Mit modernster Soundtechnik, packender Inszenierung und einer herausragenden Sprecherbesetzung wurde die Welt des Geisterjägers auf völlig neue Weise zum Leben erweckt. Jede Folge entführt die Hörer mitten ins Geschehen – ob düstere Friedhöfe, verfallene Herrenhäuser oder von Nebel verschleierte Gassen Londons.

Besonders die starke Besetzung machte die Hörspiele zu einem echten Erlebnis: Detlef Bierstedt, bekannt als deutsche Stimme von George Clooney und Jonathan Frakes, lieh dem charismatischen Reporter Bill Conolly seine markante Stimme. Die unvergleichliche Alexandra Lange fesselte das Publikum als Erzählerin und zog es mit ihrer atmosphärischen Art tief in die unheimlichen Geschehnisse hinein. Und natürlich durfte auch Dietmar Wunder, die deutsche Stimme von Daniel Craig und Adam Sandler, nicht fehlen – mit seiner Präsenz und Ausdrucksstärke verkörperte er den Titelhelden John Sinclair auf eindrucksvolle Weise.

In Folge 170 gab es dann einen kleinen Schock für die Fans: Detlef Bierstedt verkündete seinen Rücktritt. Für viele war es kaum vorstellbar, dass jemand anderes in die Rolle von Bill Conolly schlüpfen könnte. Doch Lübbe Audio landete einen echten Coup und verpflichtete Synchronlegende David Nathan. Er durfte nicht nur mehrfach den deutschen Preis für herausragende männliche Synchronarbeit entgegennehmen, sondern zählt seit Jahrzehnten zu den gefragtesten Stimmen Deutschlands. Vielen ist er als markante deutsche Stimme von Johnny Depp, Christian Bale und James Marsters bekannt, doch sein Repertoire reicht weit darüber hinaus. Auch als Hörspielsprecher hat er sich einen Namen gemacht, unter anderem in der beliebten Horrorkomödien-Hörspielreihe „Jack Slaughter – Die Tochter des Lichts“.

Das Stimmwunder hinter John Sinclair: Dietmar Wunder im Interview

Neue Erzählstimme

Mit Folge 180 erwartet uns nun eine weitere Veränderung: Nachdem Alexandra Lange uns zwölf Jahre lang das Fürchten lehrte, uns begleitete und in dunkle Welten entführt hat, geht die Grande Dame der deutschen Synchronarbeit in den wohlverdienten John-Sinclair-Ruhestand. Sie wird uns fehlen. Doch die Jagd auf das Böse geht weiter! Und Lübbe Audio wäre nicht Lübbe Audio, wenn sie nicht auch hier einen erstklassigen Nachfolger parat hätten: Mit Gregor Höppner übernimmt in Folge 180 ein erfahrener Profi die Erzählerrolle. Der ausgebildete Schauspieler studierte Musik und Theater in Hannover, stand auf zahlreichen großen Bühnen und ist seit Jahren eine feste Größe in der Sprecherwelt. Seine markante Stimme kennen viele aus „Terra X“, „Doctor Who“ und zahlreichen weiteren Produktionen. Dank seiner Vielseitigkeit versteht er es meisterhaft, Spannung aufzubauen und Atmosphäre zu schaffen – beste Voraussetzungen, um die Welt von John Sinclair mit neuer Intensität zum Leben zu erwecken. Wie er sich auf diese neue Aufgabe vorbereitet und was JOHN SINCLAIR für ihn bedeutet – das verrät er uns im Interview.

Sie haben an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover studiert. War für Sie von Anfang an klar, dass es in Richtung Schauspiel und Sprechkunst gehen soll?

Ja, ich wusste von Anfang an, dass ich Schauspieler werden möchte. Das Sprechen kam tatsächlich erst viel später dazu.

Sie haben zahlreiche Rollen auf verschiedenen Bühnen gespielt. Gibt es eine Rolle, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ja, auf jeden Fall! Meine absolute Lieblingsrolle war der Tod in „Der Brandner Kasper“. Sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, ist ein essenzielles Thema im Leben. Durch die intensive Beschäftigung mit dieser Figur habe ich ein Stück weit die Angst vor dem Sterben verloren.

Was konnten Sie vom Tod lernen?

Vor allem, dass es entscheidend ist, das Leben bewusst zu leben. Und dass es nicht schlimm ist, loszulassen, wenn die Zeit gekommen ist. Ein alter Tai-Chi-Meister sagte einmal: „Man muss in jedem Augenblick so leben, dass man jederzeit sterben darf.“ Das bedeutet, nichts offen zu lassen

Neben Ihrer Arbeit auf der Bühne haben Sie sich auch als Sprecher einen Namen gemacht.. Vielen sind Sie als Stimme der Daleks aus „Doctor Who“ bekannt.

Ja, ich habe wirklich alle möglichen – und unmöglichen – Daleks gesprochen!

Dazu haben Sie auch für „Terra X“ gesprochen, Hörspiele vertont und unzählige Hörbücher eingesprochen. Gibt es eine besondere Herausforderung beim Sprechen von Sachtexten im Vergleich zu fiktionalen Werken?

Ja, definitiv. Sachtexte sind oft kompliziert formuliert, weil sie viele Informationen in kurzer Zeit vermitteln wollen. Die Kunst besteht darin, sie so zu sprechen, dass der Zuhörer den Eindruck hat, alles mühelos zu verstehen. Bei fiktionalen Texten hingegen liebe ich es, eine Geschichte lebendig zu erzählen – sodass die Zuhörenden mitfiebern und ganz in die Handlung eintauchen können.

Bei Letzterem kommt jetzt ja eine neue spannende Aufgabe dazu. Sie übernehmen die Erzählstimme bei JOHN SINCLAIR, eine Rolle, die zwölf Jahre lang von Alexandra Lange gesprochen wurde.

Unglaublich, oder?

Sie treten in große Fußstapfen.

Oh ja!

Haben Sie sich vorher mit der Serie beschäftigt, oder war das für Sie Neuland?

Es ist insofern Neuland, als dass ich vorher nur kleinere Nebenrollen hatte. Nun als Erzähler durch das Geschehen – oder je nach Episode durch das Innen- oder Eigenleben der Figuren – zu führen, ist wahnsinnig spannend. Besonders in der Zusammenarbeit mit der Regie, mit Christian und Simon, die ein unglaubliches Gespür dafür haben, wie das klingen soll. Das ist eine großartige Teamarbeit. Und JOHN SINCLAIR war mir vor allem durch seine Cover ein Begriff – diese ikonischen Bilder! Ich habe mich immer gefragt: Wer macht so etwas? Sie wirken so retro und gleichzeitig modern. Ich bin ein echter Fan.

Definitiv! Diese Cover sind echte Eyecatcher. Wenn man an einem Kiosk vorbeiläuft, fallen sie sofort ins Auge. Erstaunlich, dass Stil und Qualität sich seit den 70ern gehalten haben.

Absolut! Und es ist toll zu sehen, wie neue Designer*innen das Erbe weiterführen und diesen Stil fortsetzen.

In Folge 180 sind sie nun erstmals zu hören. Gibt es eine besondere Szene in Ihrer ersten Folge, auf die Sie sich besonders gefreut haben?

Ich habe sie ja schon gehört – und die ersten 90 Sekunden sind einfach unglaublich! Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn ich es höre. Wie diese Frau beschrieben wird, was sie hört – dieser Einstieg in die Geschichte ist einfach meisterhaft.

Noch einmal die Anfänge miterleben? Hier erfahrt Ihr alles zur Klassik-Edition.

Folge 180 – darum geht es

Die Geschichte von Folge 180 beginnt mit einem Ereignis, das so gar nicht in die finstere Welt von John Sinclair zu passen scheint: die High-Society-Hochzeit des Jahres. Der Earl of Durham will die französische Millionärstochter Lucienne Lancomb heiraten – eine märchenhafte Verbindung, die nach Champagner, glanzvollen Roben und ausgelassenem Feiern klingt. Unter den Gästen befinden sich auch Bill Conolly und seine Frau, die sich auf ein glamouröses Wochenende in einem alten englischen Schloss freuen. Ist also diesmal alles anders? Steht nicht das Grauen, sondern die schillernde Welt der Reichen und Schönen im Mittelpunkt?

Keine Sorge – denn die Grundlage dieser Folge bildet der 1984 erschienene Heftroman von Jason Dark persönlich, und wie es sich für eine echte JOHN-SINCLAIR-Geschichte gehört, hält die Idylle nicht lange. Die ausgelassene Stimmung kippt schlagartig, als John einen Anruf erhält, der ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt: Ein Werwolf plant ein Massaker während der Feierlichkeiten. Ohne zu zögern begleitet er seinen Freund Bill auf das Schloss – doch was er dort entdeckt, ist noch weitaus erschreckender, als er es sich vorgestellt hatte ... Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn „Horror-Hochzeit“ hat einige düstere Wendungen in petto. Besonders spannend ist der Fokus auf die junge Lucienne, die sich in den uralten Gemäuern zunehmend unwohl fühlt. Während die Gäste feiern, wächst in ihr eine unbestimmte Angst – und mit jeder Stunde rückt die Bedrohung näher …

Text und Interview: FLORIAN TRITSCH

Titel: JOHN SINCLAIR „Die Horror-Hochzeit“ (Folge 180)
Autor:  Jason Dark
Laufzeit: ca. 66 Min.
Verlag: Lübbe Audio
Verkaufsstart: veröffentlicht
Fotos: © Bastei Lübbe