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Saufen gehört nun mal zu unserer Kultur. Um 1500 – so ist in der Einführung zu lesen – soll jeder erwachsene Hamburger zweieinhalb Liter Bier täglich getrunken haben. Dass dies aber mit mangelnder Trinkwasserqualität einherging (Elbe-Wasser war dreckig und wurde zum Brauen aufbereitet), davon ist nichts zu lesen. Trotz solcher Ungenauigkeiten bietet der Band aber launige Unterhaltung in alltäglicher Sprache, in denen „Männerhasserin“ und Feministin Helene von Druskowitz schon mal zugeschrieben wird, dass sie Nietzsche „blöd“ findet. Wer diesen Namen noch nie gehört hat, sollte DIE SÄUFERINNEN & DIE SÄUFER DER PHILOSOPHIE definitiv lesen. Denn auch die Grundzüge im deutschsprachigen Raum unbekannter Denker wie vom „buddhistischen LSD-Priester“ Alan Watts oder Ayn Rand (kurz verdichtet: Egoismus und Kapitalismus nach dem Laissez-faire-Prinzip garantieren größtmögliche Freiheit) werden hier nachgezeichnet. Zahlreiche dreifarbige Infografiken wie zur Einführung des Frauenwahlrechts oder zum Heiratsalter im ausgehenden 18. Jahrhundert ergänzen die je etwa 20-seitigen philosophischen Crashkurse in leicht goutierbaren Essays. Schade nur, dass das eigene Konzept gegen Ende etwas – Achtung Wortwitz – verwässert wird: Sozialphilosophin Carolin Emcke, die es ebenfalls in diesen Band geschafft hat, weißt nämlich nur eine Vorliebe für Assam-Tee auf und Nietzsche hat sich nur an einem Genussmittel namens Richard Wagner berauscht.

LUTZ GRANERT

Titel: DIE SÄUFERINNEN & DIE SÄUFER DER PHILOSOPHIE (Band 1)
Autoren: Benjamin Fredrich, Alexander Fürniß et al.
Verlag: Katapult Verlag
Seiten: 248 Seiten