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Zelda: Studie in Miasma-Schwarz

„The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“ erschien am 12. Mai 2023 als direkte Fortsetzung zum Titel „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“, das bereits 2017 erschien. Allein bis zum 30. November 2023 verkaufte sich „The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“ 19,5 Millionen Mal. Nicht nur die Geschichte fasziniert Fans; unzählige Easter Eggs laden darüber hinaus Geschichtsliebhaber ein.

Seit den Ereignissen in „Breath of the Wild“ sind einige Jahre vergangen. Link und Prinzessin Zelda erforschen ein altes Gewölbe unter dem mächtigen Schloss Hyrule. Sie stoßen dabei auf seltsame Steintafeln der Sonau, einem antiken, aber technologisch überaus fortschrittlichen Volk, dessen Verschwinden bis heute ein Mysterium ist.

Kaum einen Blick auf die steinernen Zeitzeugen geworfen, taucht der totgeglaubte Ganondorf auf – in stilechter Mumienverkleidung. Link kämpft hart gegen das fiese Ungetüm, jedoch setzt Ganondorf etwas frei, das als Miasma in die Geschichte Hyrules eingehen soll. Nicht nur verletzt das tückische Teufelszeug Links rechten Arm, es zerstört zudem sein innig geliebtes Master-Schwert. Das Gewölbe wird im Kampf beschädigt und Zelda fällt mitsamt der Prinzessin in die Tiefe, während sich Schloss Hyrule in den Himmel erhebt. Mit dem Schloss erscheinen plötzlich viele weitere alte, schwebende Ruinen über den Wolken des Landes. Ganz ohne Blessuren geht das nicht vonstatten; Trümmerteile der antiken Stätten stürzen hinab und reißen klaffende Wunden in die Oberfläche. Sie werden zu Toren in eine neue Welt unterhalb Hyrules. Für die Bewohner Hyrules geht diese Katastrophe als „Kataklysmus“ in die Geschichte ein.

Bei dem Sturz wird Link von Prinzessin Zelda getrennt und verliert für kurze Zeit das Bewusstsein. Er findet sich auf einer der nun unzähligen Himmelsinseln wieder. Seltsamerweise scheint sein Arm aber wieder in Ordnung zu sein. Die Überraschung ist groß, als vor ihm ein Geist erscheint. Er stellt sich Link als Rauru vor, einem Mitglied des verschollenen Volkes der Sonau. Rauru erklärt dem tapferen Helden, dass er durch seinen Arm, der nunmehr mit seltsamen Malen überzogen ist, fähig sei, magische Kräfte zu nutzen. Sein Schwert aber bleibt zerbrochen, und als der Geist Link über die verschiedenen Inseln navigiert, verschwindet die geliebte Klinge.

Auch Zelda scheint auf ewig verloren, bis Link eine Vision der Prinzessin empfängt. Er sieht die wunderschöne Maid mit seinem Master-Schwert in vollem Glanze. Wenig später häufen sich kuriose Berichte, dass Zelda an verschiedenen Orten in Hyrule aufgetaucht sein soll. Bestärkt durch seine eigene Vision, begibt sich Link abermals auf die Suche nach der Prinzessin in Nöten.

Setzt Euch ans Lagerfeuer und baut dem Huhn ein Königreich

Das als Open-World-Spiel ausgelegte Zelda macht seinem Genre durch Quests und verschiedene Mini-Games alle Ehre. Kochen, Basteln, Sammeln lassen die Knochen des Helden nicht selten bammeln. Nicht wenige der Nebenaktivitäten sind mit Easter Eggs versehen, die nicht nur eingefleischten Fans ein Schmunzeln abringen können.

Nichts für zart Besaitete ist ein Besuch beim Volk der Gerudos. Ein Volk, dessen Gemeinschaft überwiegend aus dem weiblichen Geschlecht besteht, ist fremden Männern gegenüber misstrauisch. Umso größer die Verlockung sind doch nicht wenige der Damen vollendete Schönheiten. „Tears of the Kingdom“ erlaubt, wie der Vorgänger, ein Betreten der Stadt. Allerdings nur auf geheimen Pfaden, denn Außenstehende haben in der Regel keinen Zutritt. Bleibt ein normaler Besuch ungesühnt, wird es problematisch, sobald Link allzu freizügig in das Dörfchen vordringt. Hier wartet dann ein Besuch im Gefängnis, bis der männliche Körper wieder verhüllt ist.

Wie schon im Vorgänger kann Link erneut den Kochlöffel schwingen. Zahlreiche Rezepte lassen sich herstellen und sorgen für den ein oder anderen positiven Effekt für das Abenteuer in der endlosen Wildnis. Was wäre ein Kochen unter freiem Himmel ohne Musik? Da tragbare MP3-Geräte nicht zur Standardausrüstung eines Hyrule-Pfadfinders gehören, summt Link seine Musik selbst.

Fans sollten hier genau die Ohren spitzen, denn die Entwickler nutzen Musik aus vergangenen Zelda-Teilen. Darunter „Salias Lied“ aus „Ocarina of Time“, das erstmals in „A Link to the Past“ aufgetauchte „Zeldas Wiegenlied“ und „Hymne der Göttin“ aus „Skyward Sword“. Kaum ein Moment könnte so schön sein wie ein köchelnder Kochtopf voller Leckereien, gepaart mit Erinnerungen an alte Zeiten.

Mein Königreich für ein Huhn. Die gefiederten Piepser sind eine praktische Ressourcenquelle für frische Eier. Wer viel kämpft, braucht schließlich Protein. Um an die begehrten Köstlichkeiten zu kommen, müssen Spieler auf die armen Tiere einprügeln. Spätestens seit „Breath of the Wild“ ist Vorsicht geboten. Ein Schlag zu viel und der Held sieht sich einer Armee an wütenden Federviechern gegenüber, die selbst den Stärksten mit ihren Schnäbeln das Herz stehlen.

Von der realen Welt nach Hyrule

Der Kenner der Open-World-Spiele dürfte sich dessen bewusst sein, dass selbst Spielegiganten wie Nintendo keine ganze Welt im Ärmel versteckt. „Tears of the Kingdom“ hat viele Gegebenheiten, die von der realen Welt ihren Weg in das Reich von Hyrule gefunden haben.

Geoglyphen laden in „Tears of the Kingdom“ zu einer wahren Schatzjagd ein. Manche der in den Boden gezogenen Zeichnungen sind auf den ersten Blick leicht zu übersehen. Ihren Ursprung haben die Gebilde in den Nazca-Linien, die sich in der Wüste im Süden Perus befinden. Auf seinem Weg durch Hyrule findet sich unzählige Hinterlassenschaften alter Völker. Interessant hierbei sind die Statuen der Faron-Region, deren Stil alten Werken der mesoamerikanischen Kunst nachempfunden ist.

Prähistorisch wird es bei den Monstern. Der ausgestorbene Breitschädellurch (Diplocaulus) lebte vor 275 Millionen Jahren und konnte bis zu einem stolzen Meter lang werden. Im Verhältnis waren seine Extremitäten eher kurz, seine Kopfform dafür prägnant. Die pfeilspitzenähnliche Form ist bei der Suche nach Fossilien schnell erkennbar. In „Tears of the Kingdom“ treffen Spieler in den Höhlen von Hyrule auf ein Wesen, das dem Lurch allzu ähnlich sieht, dem Sticky Lizard. Ob die niedlichen Echsen schon genauso lange in Hyrule kriechen, wird wohl auf ewig ein Geheimnis der Entwickler bleiben.

Valhalla ist für tapfere Helden immer offen. Die Himmelsarche, oder auch Himmelstempel, ist ein verborgener Ort, der auf den ersten Blick nicht leicht zu finden ist. Nachempfunden ist das imposante Stück einem Schiff aus der Wikinger-Zeit. Prägnant ist dabei die lange Struktur der Arche mit ihren seitlich hervorstehenden Paddeln sowie der Galionsfigur am Kopf des Schiffes.

Fazit

Seit über einem Jahr ist „The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“ auf dem Markt. Mit seinen Geheimnissen und liebevoll gestalteten Nebentätigkeiten wird es selten langweilig. Selbst für Einsteiger in das Zelda-Versum ist die riesige Welt geeignet. Mit seinen verschiedenen Aufgaben bekommen Neulinge schnell ein Gefühl für die weite Welt Hyrules und seiner Bewohner.

Zudem laden die verschiedenen, geschichtsträchtigen Orte zum Entdecken und Staunen ein, wobei das weltliche Nachlesen über die ein oder andere Statue ebenso spannend ist wie das Entdecken neuer Monster und ihrer realen Vorbilder. Wer Zelda noch keine Chance gegeben hat oder einfach nur ein spannendes Abenteuer erleben will, kann mit „Tears of the Kingdom“ nichts falsch machen.

LILI SCHMIRGAL

Originaltitel: THE LEGEND OF ZELDA: TEARS OF KINGDOM
Genre: Open-World, Fantasy, Adventure
Land: Japan
Entwickler: Nintendo EPD
Publisher: Nintendo
Plattform: Nintendo Switch
FSK: 12
Erscheinungstermin: veröffentlicht