Ach ja, mit Panzern durch eine Heidi-Welt fahren. Im Jahr 2008 sorgte „Valkyria Chronicles“ mit seinem neu entwickelten, rundenbasierten Blitz-Kampfsystem, dem wasserfarbenen Anime-Stil und viel Tiefe in der Story für Begeisterung in der Spieler-Öffentlichkeit: Im Gegensatz zu konventionellen Kriegs-Shootern standen keine Action-Sequenzen und Horden von Gegnern im Vordergrund. Teil zwei und drei folgten für die PSP und blieben dem Spielprinzip treu. Lediglich der Ableger „Valkyria Revolution“ aus 2017 bot erstmals Echtzeitkämpfe und ein stark vereinfachten Kampfsystem, was vielfach kritisiert wurde.
„Valkyria Chronicles 4“ besinnt sich nun wieder auf seine Wurzeln und kehrt zum Altbewährten zurück; und das in jeglicher Hinsicht: Und so befindet sich der Spieler erneut in der fiktiven Alternativ-Realität von 1935, im zweiten Europäischen Krieg zwischen Atlantischer Föderation und der Imperialen Allianz um die Vorherrschaft und den kostbaren Rohstoff Ragnit. Parallel zu der Handlung aus Teil eins spielt man nun neue Protagonisten um die Squad E des jungen Panzerkommandanten Claude Wallace. Die Spielmechanik verbindet rundenbasierte Strategie mit RPG und Third-Person-Shooter. Der eigene Trupp kann aus verschiedenen Charakterklassen mit speziellen Vor- und Nachteilen zusammengestellt werden, so z. B. Aufklärer, Fußsoldat oder Scharfschütze. Dazu stehen Panzer und Unterstützungseinheiten, wie Pionier oder Ingenieure zur Verfügung. Später kommen Spezialkommandos, wie Luftangriffe hinzu. Das technische Know-How entspricht dem Stand des zweiten Weltkrieges und versprüht in Verbindung mit dem mysteriösen Ragnit einen retrofuturistischen Charme. Die Missionen von Squad E sind serientypisch abwechslungsreich. Rettungsmission, Ablenkungsmanöver, offene Schlachten, enge Gassen und nebelige Anhöhen: Diverse Faktoren wollen berücksichtigt werden. Dazu unterliegen die Figuren sogenannten Potentialen, die positive oder negative Eigenschaften nach dem Zufallsprinzip mitten in der Schlacht generieren. Durch die begrenzte Anzahl an Kommandopunkten und Ausdauer der Soldaten ist einiges an Planung und strategischem Geschick gefragt, vor allem in den späteren Missionen, in denen die KI kaum noch Fehler verzeiht.
Ein wichtiger Pfeiler des Spieles ist seine durchdachte Geschichte, die ein ums andere Mal moralische Entscheidungen verlangt, auf Kriegstraumata hinweist und zum Nachdenken bewegen kann. Dazu nimmt sich „Valkyria Chronicles 4“ wieder viel Zeit für die Entwicklung der einzelnen Charaktere des Squads, nicht nur in Sachen Skills, sondern auch bei der Persönlichkeit, so dass die Figuren einem beinahe ans Herz wachsen können. Die Canvas-Engine erzeugt eine detaillierte, comichafte Puppenhaus-Kulisse, die in herrlichem Kontrast dem eigentlich finsteren Setting gegenübersteht. Fazit: Neuerungen Fehlanzeige, „Valkyria Chronicles 4“ bleibt seinem ureigenen Spielprinzip treu. Es winken eine neue, mit viel Liebe gemachte, 60 Stunden lange Story mit neuen Missionen in einem immer noch einfallsreichen und taktisch fordernden Strategiespiel im bunten Anime-Kostüm und mit Antikriegsbotschaft.
Volkert Reiss
Titel: Valkyria Chronicles 4
Publisher: Sega
Plattform: PS4/ Xbox One/ Switch/ PC