Dr. Ketel
„Sie haben uns in einen toten Winkel abgeschoben.“, ruft ein einsamer Demonstrant in den Straßen Neuköllns „in einer nahen Zukunft“. Die eingeblendete Zeiteinordnung klingt, als zeige Linus und Anna de Paolis Spielfilmdebüt nur eine der möglichen Welten, dabei scheint fast unausweichlich, was das Filmemacher-Paar mit kargen Mitteln und konzisem Manifest prophezeit. Der tote Winkel des Hauptstadt- und Problembezirks ist in dem schwarz-weißen Kinoexperiment ein wahrhaftiger: eine Sterbeecke zwischen Abfall und Häuserfluchten für die mittellosen Patienten von „Dr. Ketel“.
Blu-Rey-nolds
Eine weitere fast vergessene 80s-Perle findet dank Ascot Elite ihren Weg auf Blu-ray. Der harte Rachethriller MALONE mit dem einstigen Frauenschwarm Burt Reynolds, der mit seinem Blick nicht nur den bösen Buben das Fürchten lehrt, sondern auch reihenweise die Herzen der Damen zum Schmelzen bringen kann.
Elysium
Neill Blomkamps Visionen einer Zukunft, die unverkennbar für die Gegenwart einsteht, gehören den Parias und Asylsuchenden. In „District 9“ suchten noch Aliens auf Erden ein besseres Dasein als auf ihrem eigenen zerstörten Planeten. In „Elysium“ suchen die Menschen Zuflucht vor ihrer kranken, desolaten Heimat: der von Max DeCosta (Matt Damon), der mit seiner Kindheitsfreundin Frey (Alice Braga) 2154 in einem Heim im verslumten L. A. aufwächst. Er werde Besonderes vollbringen, sagt eine Ordensschwester zu Max, der zu Höherem strebt als der Erde: nach der Raumstation „Elysium“, wo sich die herrschende Elite ein sauberes, sicheres Leben fernab irdischen Elends gekauft hat.
Gloria
Die chilenische Rom-Com GLORIA wurde bei der diesjährigen Berlinale von Publikum und Kritikern gleichermaßen begeistert aufgenommen – warum auch immer?
Where's the Beer and when do we get paid?
Jimmy Carl Black fristete als Schlagzeuger Frank Zappas lebenslang ein Schattendasein als Randfigur der Rock’n’Roll-Geschichte. Nun erhält er (posthum) eine Hommage in der Dokumentation WHERE’S THE BEER AND WHEN DO WE GET PAID?
La Grande Bellezza
Zum Sterben schön ist LA GRANDE BELLEZZA, der ein japanischer Tourist zu Beginn von Paolo Sorrentinos renaissancistischer Kinoelegie physisch erliegt. Genauso vergeht man als Zuschauer in den grandiosen Gemälden Roms und seiner Begleiter. Der, den die Kamera mit Federico Fellinis Lust am Bizarren und Boccaccios frivolem Feinsinn durch die High Society begleitet, ist Jep Gambardella (Toni Servillo). Der Journalist feiert zu Beginn seinen 65. Geburtstag mit den einstmals Schönen der Unersättlichen und Dekadenten, deren Eskapaden er mit nachsichtigem Zynismus kommentiert.
Batman: Arkham Origins
Nach den großen Erfolgen von "Batman: Arkham Asylum" (2010) und dessen Nachfolger "Batman: Arkham City" (2011) ließ es sich Publisher Warner Bros. Interactive nicht nehmen, einen dritten Teil ins Rennen zu schicken. Am 25. Oktober 2013 erscheint das Prequel zu den beiden Vorgängerspielen unter dem Titel "Batman: Arkham Origins", bei dem erstmals nicht Rocksteady als Entwickler in Erscheinung tritt. Ein Grund zur Sorge? Warner Bros. ist bemüht, die erhitzten Fangemüter zu beruhigen und verspricht ein authentisches Spielerlebnis, das sich an den ersten beiden Teilen orientiert.
Zur Handlung ist bereits soviel bekannt, als dass sie vor den Ereignissen von "Batman: Arkham Asylum" angesiedelt ist und der Spieler in die Rolle eines wesentlich jüngeren und auch unerfahreneren Batmans schlüpfen wird. Auf diesen hat sein Widersacher Black Mask ein Kopfgeld in Höhe von 50 Mio. Dollar ausgesetzt und nun sind sämtliche Kopfgeldjäger der Stadt Batman auf den Fersen.
Der erste Trailer, der wieder einmal in beeindruckender Qualität die Kampfkünste von Batman präsentiert, verspricht viel und sieht auf jeden Fall schon einmal glänzend aus. Wer ihn noch nicht kennt, der kann ihn hier noch einmal genießen:
Pacific Rim
„Es ist eine Liebesgeschichte ohne Liebesgeschichte“, beschrieb Hauptdarsteller Charlie Hunnam Guillermo del Toros PACIFIC RIM. Das Science-Fiction-Schmiedewerk aus Anime-Abklatsch und japanischem Creature-Feature handle „von allen notwendigen Elementen der Liebe, ohne in Liebe zu münden“. Gerade diese emotionale Leere und psychologische Frustration sind der entscheidende Konstruktionsfehler des Mecha-Movies ohne Seele.
Kinohelden, Konsumforschung und die Korrumpierung durchs Kapital
Die cineastischen wie konzeptuellen Höhe- und Tiefpunkte aus drei Tagen auf dem 31. Filmfest München.
7 Tage in Havanna
„Irgendwas fehlt immer.“, heißt es in „7 Tage in Havanna“. Bei dem banalen Kinokränzchen, zu dem Drehbuchkoordinator Leonardo Padura sieben Kurzfilme von sieben Regisseuren über je einen Wochentag in der kubanischen Hauptstadt versammelt, sind es gleich mehrere Dinge. Soziale und politische Spannungen, ideologische Konflikte, wirtschaftliche Gefälle, Humor, Temperament und Authentizität: alles, was die Titelstadt ausmacht, fehlt dem in der mainstreamaffinen Manier von „Paris, Je t´aime“ und „New York, I love You“ konstruierten Klischeekino.
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What Maisie knew - Das Glück der großen Dinge
„Man darf Menschen nicht so benutzen!“ Diese manipulative Moral, in einem würdelosen Exzess an Pathos geschluchzt, ist die scheinheilige Quintessenz von David Siegels und Scott McGehees defektiver Modernisierung von Henry James Novelle „What Maisie knew“. Deren gleichnamige Adaption pervertiert nicht nur die pädagogische Didaktik, sondern die Erzählperspektive.
Hans Dampf
„Dank des großartigen Einsatzes aller Beteiligten konnte unser Roadmoviemärchen mit einem Mikrobudget von 50.000 € gedreht werden.“, erklären Jukka Schmidt & Christian Mrasek – das gedruckte „&“ im Presseheft impliziert filmschöpferische Blutsbrüderschaft, daher werden beide im Folgenden als Einheit genannt – stolz im Pressetext zu „Hans Dampf“. So einer in allen Gassen ist offenbar Schmidt & Mrasek, der nicht nur den Film autorisierte, sondern gleich den Werbetext dazu. Beide sind folglich wortwörtlich kongenial, was nicht heißt, dass einer ansatzweise Genie zeigt.
World War Z
Viren sind etwas Großartiges: Schon als Kind weiß man, dass sie gefährlich sind, und seit SARS und H1N1 ist das Schreckensszenario einer globalen Pandemie in der Öffentlichkeit präsent. Eine wahre Fundgrube für Filmemacher, die in WORLD WAR Z abermals geplündert wird.
What Else Can A Poor Boy Do? - Superman: Der Mann von Morgen
Superman hat einen Knochenjob. Immer wieder muss er losrennen und die Menschheit retten. Er ist der moderne Sisyphus, der Tag um Tag die Welt rettet und trotzdem nichts erreicht, nichts verbessert. Also denkt er sich in DER MANN VON MORGEN: „Wieso nicht hinschmeißen?“